Mittwoch, 16. Januar 2013

Tante Emma Laden in Paris

Es gibt ihn tatsächlich.
Einen echten Tante Emma Laden.
In Paris.
Was er verkauft?
Von Brandzwieback über Dextro Energen, Dickmanns, bis hin zu Leibnitz und Löwensenf so ziemlich alles was das deutsche Herz begehren könnte und von dem die Franzosen noch nie etwas gehört haben.
Mamalu tut sich noch schwer mit dem eingewöhnen.
Dabei ist es weniger die Sprache, die ihr Probleme bereitet, denn mit Hand und Fuß und Englisch kommt man in unserem, immer mehr vom Tourismus verwöhnten Pont Audemer eigentlich ganz gut zurecht. Die Menschen hier sind freundlich, zugänglich und haben keinerlei Berührungsängste. Zudem ist das Auswandern von heute nicht mehr, mit dem Auswandern von früher zu vergleichen. Deutsches Satellitenfernsehen und digitales Internetradio ...Weihnachtsgeschenk der Enkelkinder...mit dem geliebten HR3, kreieren, kombiniert mit Arien schmetternden Tönen des bayrischen Klassiksenders, ein gemütlich deutsches Microkosmos in der 100 Jahre alten, ehemaligen Fachwerk-Apfelpresse  ...wann man mal davon absieht, dass man noch über 100(e) Kartons kraxeln muss. Davon später vielleicht mehr.
Einer meiner Scrapbookingkursmädels ist Engländerin mit dazu passenden britischen Göttergatten. Beide sind in der "Château Branche" tätig. Will heißen, sie kümmern sich um den Erhalt und die Vermietung eines Schlosses in der Gegend und haben in den Wintermonaten relativ wenig zu tun. Als ich Englische Freundin fragte, ob sie jemand kennen würde, der Mamalu mit Hausmeisterarbeiten zur Hand gehen könnte und der mit "viel Glück" auch noch ein bisschen englisch spricht, bot sie mir spontan ihren Mann zur Leihgabe an.
British Göttergatte von Englischer Freundin ist ein ein Geschenk des Himmels.
Dass mein Universum mal wieder so genau zuhört und dann auch noch prompt liefert, hat sogar mich, eine seit Jahren erfolgreiche Bestellerin, regelrecht umgehauen. An dieser Stelle gleich mal ein 3 x dickes Danke nach oben an die zuständigen Stellen des göttlichen Online-Anbieters.
Nicht nur, dass British GöGa hervorragend und zügig arbeitet, nein, er und Mamalu können miteinander babbeln was das Zeug hält. Mamalu's Englisch, welches sie zu Besatzerzeiten in den frühen 50ern lernte als sie für die in Deutschland stationierten amerikanischen Kräfte arbeitete, ist erstaunlich frisch und British GöGa kann überraschend gut deutsch, da er ein paar Jahre in Good Old Germany arbeitete.
Mamalu und British GöGa sind ein "match made in heaven".
Und erleichtern mir mit ihrer "Liebeshochzeit" das Leben ungemein.
Beim einkaufen hilft Mamalu der Lidl über die größten Entzugsserscheinungen hinweg.
Dank der Globalisierung sind fast 70 Prozent der Produkte identisch mit denen in Deutschland.
Gleiche Aufmachung, gleiche Packung, gleicher Inhalt.
Mamalu kann bedenkenlos Entkalker fürs Badezimmer kaufen ohne Gefahr zu laufen sich versehentlich zu vergiften. Auch wenn sie das Französisch auf der Verpackung nicht lesen kann.
Sogar (fast) deutsches Brot und Laugenbrezeln gibt es, man höre und staune, seit kurzem in der funkelnagelneuen Backwarenabteilung. Noch liegen sie ein bisschen verloren neben Baguette, Croissants und Co und werden misstrauisch von der französischen Kundschaft beäugt, machen Mamalu aber ausgesprochen glücklich ...siehst du Kind! Es gibt doch deutsches Brot! ... und sie geht immer erst dann einkaufen, wenn sie weiß, dass das frisch ausgebackene Brot, dessen Teig mit großer Wahrscheinlichkeit aus Polen kommt ...erwähnte ich  schon die Globalisierung? .... in der silberglänzenden Ablage liegt.
Was also macht Mamalu das Leben in unserer schönen Normandie so schwer?
Kaffee, deutscher Kaffee.
Den vermisst sie ganz schrecklich.
Letztens verglich sie den Geruch von frisch gemahlenen, französischen Kaffee ... die Bohnen dazu hatten wir extra in einem Spezialgeschäft hier vor Ort gekauft ... mit ... Katzenpipi!
Es heisst ja immer "die Jugend von heute", aber ältere Semester sind manchmal so brutal mit Ehrlichkeit und Direktheit gesegnet, dass es mir die Sprache verschlägt.
Mamalu nimmt nur noch selten ein Blatt vor den Mund. Geradeheraus und ohne Umschweife sagt sie was sie denkt. Von den neuen Kaffeemaschinen hält sie nichts und der Kaffee wird wieder selbst gemahlen. Nachdem die Bohnen bitteschön fein säuberlich im Aschenputtelverfahren nach Gut und Schlecht aussortiert wurden, um das Ganze im Anschluss mit dem  guten alten Melittafilter wie in Großmutters Zeiten zu brühen. Dieser ganze Aufwand ist natürlich vergebene Liebesmüh, wenn man das mit Kaffee machen muss, der nach "Katzenpipi" riecht. Alle Erklärungen, dass es an der Torrefaction, also der französischen Art und Weise liegt, wie man hier in Frankreich Bohnen brennt, und diese auf lange Zeit gesehen zwar ein bisschen bitterer aber wesentlich magenschonender ist, fallen auf taube Ohren.
Also habe ich ohne viel Hoffnung "deutscher Kaffee in Frankreich" gegoogelt.
Und was soll ich sagen?
Das Universum hat wieder zugeschlagen ... danke,danke,danke ... und mir den Link zum Tante Emma Laden auf den Bildschirm gezaubert. Nach ein paar weiteren Klicks konnte ich mit großer Befriedigung feststellen, dass es dort nicht nur Dallmayer, sondern auch Jakobs Krönung in Bohnenformat gibt.
Und sie verkaufen Online.
Also nichts wie her mit dem Bestellformular und den Scheck geschrieben.
Nun harre ich der Dinge, bzw. dem Paket und hoffe, das "Katzenpipi"  bald ad akta legen zu können.

Noch mehr "Allemagne à Paris": Die Stube

1 Kommentar:

MarionK hat gesagt…

Wie gut, dass Dir nie langweilig wird. Was würdest Du sonst mit der vielen freien Zeit machen. :)
Der Laden ist witzig, aber 3.50 für ein Packung Dickmanns und 20 € für Kölsch, das sind ja Preise.

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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