Von Brüssel wusste ich soviel, wie die Amerikanerin, mit der ich vor Jahren zufällig in der Pariser Metro ins Gespräch kam, über Schottland: sie wunderte sich über mein flüssiges Englisch und nachdem ich ihr erzählte einen Schottengatten zu haben, fragte sie mich völlig erstaunt, ob man in Schottland denn englisch sprechen würde.

Brüssel! Was also weiß ich von Brüssel?
"Herzlich wenig", antworte ich mir, als ich im gemieteten Familien-Tourbus auf der hinteren Bank der belgischen Hauptstadt entgegen fahre.
Die Belgier haben einen König und eine Königin, die aber keine Kinder oder Enkelkinder haben, die nakkisch von irgendwelchen Paparazzi meistbietend an die Zeitungen beim Arzt im Wartezimmer verkauft werden. Demzufolge hört man wenig über Skandale bei Hofe.
Sie haben ein Europäisches Parlament. Allseits beliebt bei langweiligen Studienfahrten und immer wieder in aller Munde mit merkwürdigen Landschaftsformationen wie Butterberge und Milchseen.
Sie haben ein Europäisches Parlament. Allseits beliebt bei langweiligen Studienfahrten und immer wieder in aller Munde mit merkwürdigen Landschaftsformationen wie Butterberge und Milchseen.

Sie sprechen französisch, sind aber stolz auf ihr flämisch, welches wir Deutschen, wenn wir das Gehirn abschalten und uns nicht darauf konzentrieren, dass hier eine eigenständige Sprache gesprochen wird, durchaus verstehen können.


Irgendwie, so denke ich, während am Fenster des Tourbuses die langweilig flache, nord-französische Landschaft an mir vorbei fliegt, fehlt Brüssel das Prestige und der Glanz von Rom, London, Paris oder Madrid. Vielleicht bin ich auch deshalb nie auf den Gedanken gekommen, Brüssel als mein Traumziel für eine Städtereise anzumelden.
Brüssel wirkt auf mich trocken, aufgeräumt, politisch korrekt.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich erst eine Weile überlegen muss, bis mir das Brüssler Wahrzeichen, das Atomium, wieder einfällt. Erdkunde war halt noch nie meine Stärke.
Ach ja...und da war ja noch dieser kleine freche Mann, der bei meiner Großmutter eine etwa 10 cm große, goldene Glocke zierte, und mich als Kind faszinierte, weil er so unanständig in die Gegend pinkelte...Brüssel wirkt auf mich trocken, aufgeräumt, politisch korrekt.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich erst eine Weile überlegen muss, bis mir das Brüssler Wahrzeichen, das Atomium, wieder einfällt. Erdkunde war halt noch nie meine Stärke.

Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, sagte eben jene Großmutter früher, und heute, so viele Tage nach unserer Städtereise muss ich zugeben, dass ich froh bin, dass uns das Universum, mein Karma, meine schlechte Laune, Sohnemann's vergessener Pass oder was auch sonst immer, London so gründlich verhagelt hat, denn ...
Wenn ich Brüssel in einem Satz beschreiben müsste, würde ich sagen:
Brüssel ist wie Paris, nur wesentlich entspannter, mit dem typisch ländlich zurückhaltenden Flair von Rouen.
Oder auch:
Brüssel ist kosmopolitisch international, aber bayrisch ur-gemütlich.Brüssel ist wie Paris, nur wesentlich entspannter, mit dem typisch ländlich zurückhaltenden Flair von Rouen.
Oder auch:

Und wenn ich schon vom Universum spreche:
Ich fand es schon sehr merkwürdig, dass wir, planlos durch die City fahrend, mit Hilfe des GPS vom Schottengatten ein billiges Hotel suchend, mehr war nach dem Desaster an der Grenze ja nicht mehr drin, mitten im Stadtzentrum vor einem kleinen Hotel einen Tourbus-großen, freien Parkplatz erspähten. Auf gut Glück sprang der Schwiegersohn ins Foyer und erkundigte sich an der Rezeption nach den Zimmerpreisen. Bei 80 Euro pro Doppelzimmer, inklusive Frühstück diskutierten wir nicht und belagerten nur wenige Augenblicke später die nebeneinander auf einer Etage liegenden, einfachen aber komfortabel eingerichteten und sehr sauberen Zimmer mit Ausblick auf einen kleinen, feinen, ruhigen Hinterhof. Das Wochenende war gerettet!
Ich fand es schon sehr merkwürdig, dass wir, planlos durch die City fahrend, mit Hilfe des GPS vom Schottengatten ein billiges Hotel suchend, mehr war nach dem Desaster an der Grenze ja nicht mehr drin, mitten im Stadtzentrum vor einem kleinen Hotel einen Tourbus-großen, freien Parkplatz erspähten. Auf gut Glück sprang der Schwiegersohn ins Foyer und erkundigte sich an der Rezeption nach den Zimmerpreisen. Bei 80 Euro pro Doppelzimmer, inklusive Frühstück diskutierten wir nicht und belagerten nur wenige Augenblicke später die nebeneinander auf einer Etage liegenden, einfachen aber komfortabel eingerichteten und sehr sauberen Zimmer mit Ausblick auf einen kleinen, feinen, ruhigen Hinterhof. Das Wochenende war gerettet!
Wir machten uns frisch und bewaffnet mit Kinderwagen und einem Mondscheinkind, das hellauf begeistert war, endlich nicht mehr Autofahren zu müssen, liefen wir die wenigen Meter zum großen Platz. Dort begrüßte uns neben einem totalen Mischmasch von Menschen-Kulturen, dominiert von vielen, wild um sich herum fotografierenden Asiaten, viel Gold und ein Bürgermeister, der wohlwollend sein Volk vom güldenen Balkon aus betrachte. Vielleicht war es aber auch nur einer der vielen europäischen Politiker, wer weiß das schon.





Und während wir so durch die Straßen flanierten stolperten wir doch tatsächlich über eine waschechte französisch normannische Fromagerie (Käseladen) und Charcuterie (Metzgerei).

Die beste Erfindung für Touristen sind meines Erachtens übrigens die roten Doppeldeckerbusse. Die gibt es, außer in Frankreich natürlich, die Franzosen geben sich mit solchen schnöden Massentourismusbeförderungsmittel nicht ab, fast überall auf der ganzen Welt und erleichtern dem Touri das Leben ganz ungemein. Tageskarte kaufen, auf- und abspringen, wo man gerade Bock hat und man kann in Rekordzeit eine Millionenstadt erkunden und kennen lernen. Was besonders dann von Vorteil ist, wenn man mit einem kleinen zweijährigen Mondscheinkind unterwegs ist. Die fand das lustige Schaukeln in luftigen Höhen besonders spannend und sicher auf dem Schoss ihres Lieblingsonkels, kreischte sie jedesmal vor Vergnügen, wenn die Baumkronen über das offene Dach des Doppeldecker Busses peitschten.

Wir hatten Glück mit dem Wetter und genossen die warmen Sonnenstrahlen im offenen Verdeck. Irgendwann gab ich es auf zu fotografieren, ließ endlich die Seele baumeln, schaute staunend um mich und genoss gut gelaunt und völlig entspannt im Hier und Jetzt die Zeit mit meiner Großfamilie
Am Abend ging der Chieftain mit seinen jungen Clanmitgliedern die Kneipen der Stadt unsicher machen, während ich müde aber dankbar das Enkelkind hütete. Am nächsten Morgen, bewaffnet mit einer anständigen geule de bois (Kater) stürzten sich alle über das üppige und umfangreiche Frühstück und berichteten von einer Stadt, in der am Abend die Hölle los ist. Überall Leute jeglicher Couleur, die das Leben genießen und die Stadt feiern.
So langsam komme ich zum Abschluss meines Berichts über ein Reise, die trotz aller Anfangsschwierigkeiten dann doch noch ein voller Erfolg wurde und die mich lehrte, nicht immer auf meine eigenen Vorurteile zu hören. Als krönendes Finale erlebte ich einen tollen Abend in einem wunderschönen, typisch belgisches Restaurant und ich habe selten, ein so zackiges und freundliches Serviceteam gesehen und erlebt...und ich weiß wovon ich rede, da ich einige Jahre in der Hotel und Restaurantbranche gearbeitet habe.
Als wir am Sonntagmorgen wieder Richtung Frankreich fuhren und uns wunderten warum wir nicht einem einzigen fahrenden Auto auf den Brüsseler Strassen begegneten, hielten uns freundlich lächelnde, belgische Gendarmen an, um uns darauf hinzuweisen, dass es sich an diesem Tag um einen Autofreien Sonntag hielt und man eigentlich nur mit Sondergenehmigung unterwegs sein dürfte. Auf unsere völlig erstaunten und überzeugend unwissenden Gesichter hin, liess er uns aber ziehen, nicht ohne uns zu warnen uns so schnell wie möglich aus der Autofreien Zone hinaus zu begeben. Was wir dann auch prompt taten.
Als wir am Sonntagmorgen wieder Richtung Frankreich fuhren und uns wunderten warum wir nicht einem einzigen fahrenden Auto auf den Brüsseler Strassen begegneten, hielten uns freundlich lächelnde, belgische Gendarmen an, um uns darauf hinzuweisen, dass es sich an diesem Tag um einen Autofreien Sonntag hielt und man eigentlich nur mit Sondergenehmigung unterwegs sein dürfte. Auf unsere völlig erstaunten und überzeugend unwissenden Gesichter hin, liess er uns aber ziehen, nicht ohne uns zu warnen uns so schnell wie möglich aus der Autofreien Zone hinaus zu begeben. Was wir dann auch prompt taten.
Man stelle sich nur mal vor:
Ein Autofreier Sonntag in Paris!
Die Franzosen würden eine neue Revolution anzetteln!
☺☺☺
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Der chinesische Pavillion |
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Atomium |
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Europa Park |
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Mini Frankreich |
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Erwischt: Vom Atomium aus mit der Lumix gezoomt ! |
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Atemberaubender Ausblick |
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Moules Frites |
2 Kommentare:
Hallo Pia, what a journey! Ich bewundere Deinen Langmut. Aber Bruessel ist toll, ich finde auch, wie Paris nur provinzieller. Deine Familie hat lange an dieser Ueberraschung gebastelt, ich finde es super, dass sie sich die Zeit fuer Dich genommen haben. LG Gudrun
*lol* Brüssel statt London? Entscheidend ist doch, dass Deine Familie sich viele Gedanken gemacht hat. Und manchmal geschehen Dinge nicht ohne Grund. Aber das weißt Du ja....Danke für diesen schönen Einblick in Euer Brüssel-Wochenende!
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