Es gibt viele Hotelbewertungs- Websites.
Internetseiten auf denen sich das Personal über schwierige Gäste auslassen kann, sind eher spärlich gesät. Der Gast ist König, schließlich zahlt er. Manchmal aber sägt er sich den Thron unter dem Allerwertesten selbst weg.
So geschehen gestern:
Eine attraktive Frau mittleren Alters, Holländerin, ganz offensichtlich gut betucht, kommt mit ihrer Teenager-Tochter und einem etwa fünf Monate alten Schäferhund die Hoteltreppen hoch und begibt sich an die Rezeption. Sie ist groß, das blonde lange Haar zu einem stylischen Zopf zusammengebunden, die Hände sehr gepflegt, french-manikürt, ihr Outfit weiß in weiß, von offensichtlich teurem, goldenem Modeschmuck unterstrichen.
Nichts weist auch nur im Entferntesten darauf hin, dass für mich die nächste Viertelstunde die unangenehmste in meiner bisherigen Hotelkarriere werden wird.
Das Check- In läuft zunächst wie immer. Ich frage den Gast freundlich lächelnd nach der Kreditkarte, gebe im Computer die Daten ein, nehme den Zimmerschlüssel vom Haken und erkläre beim Überreichen den Ablauf des Frühstücks. Frau „Weißinweiß“ erklärt mir daraufhin mit bestimmter Stimme und arrogantem Blick über die Nase, dass sie nicht gedenke das Frühstück ihrer Tochter zu bezahlen, da diese sowieso nur ein winzig kleines Brötchen zu sich nähme. Auf meinen Hinweis, dass sie das doch bitte mit der Direktion bei der Abrechnung am nächsten Morgen klären sollte, reagiert sie gereizt und insistiert mit dem Argument, dass das in den anderen Hotels bisher überhaupt kein Problem gewesen sei. Mein Lächeln gefriert mir auf den Lippen und ich höre ein imaginäres, leicht sägendes Geräusch. Rechtfertigungen in denen Hotelvergleiche als Argument und fragwürdiges Beweismittel herangezogen werden, sind beim Personal ungefähr so beliebt wie mittelalterliche Daumenschrauben.
Frau Weißinweiß nimmt den Schlüssel in Empfang und erwidert meinen Hinweis, dass sich ihr Zimmer in der zweiten Etage befände, mit der unwirschen Antwort, ob ich nicht bemerkt hätte, dass sie einen Hund dabei hätte?
Eh – ja?
Natürlich habe ich das knuffige, junge Hundwollknäuel gesehen. Ich gehe davon aus, dass sie ihn bei der Reservierung angemeldet hat. Und wenn nicht, auch kein Problem. Hunde sind im Hotel gerne gesehen und werden mit einem Zuschlag von 13 Euro verbucht. Das sage ich ihr auch so.
Ob ich nicht sehe, dass es sich um einen jungen Hund handele.
Ich bin mit Hunden aufgewachsen und habe nicht einen einzigen Tag in meinem Leben ohne Hund verbracht,aber irgendwie scheine ich mächtig auf dem Schlauch zu stehen, denn ich verstehe weder das Problem, noch ihr aggressives Verhalten.
Mein Kollege, strickt genommen eigentlich der Juniorchef aber den lässt er nicht so gerne aushängen, kommt aus dem Büro und stellt sich neben mich. Seiner Körperhaltung entnehme ich - er stellt sich schützend seitlich schräg vor mich - dass er mitbekommen hat, wie die Situation aus dem Ruder gerät.
Jeder, aber auch jeder normale Mensch, wüsste schließlich, dass ein junger Hund keine Treppen steigen darf, fährt Frau Weißinweiß fort und fordert ein ebenerdiges Zimmer.
Das kann man als normalsterblicher, nicht hundehaltenden Mensch aber nicht immer unbedingt wissen, denke ich im Stillen. Die Schrift im Reservierungsbuch ist vom Maître D‘ und der hat keinen Hund.
Ob Sie bei der Reservierung darauf hingewiesen hätte, dass ihr Hund keine Treppen steigen dürfe, fragt der Juniorchef. Jetzt wird Frau Weißinweiß wütend. Sie habe die Reservierung für sich und ihren jungen Hund gemacht. Das sei doch eindeutig! In all den anderen Hotels wäre das ja auch kein Problem gewesen!
Ritsche Ratsche – die Säge, die sich an dem Thron zu schaffen macht, wird immer lauter. Es ist Samstag, das Hotel, bis auf eine Suite ausgebucht. An der Rezeption entsteht ein Gästestau.
Wir bieten ihr die Suite an. Die ist im ersten Stock. Auch Treppen. Aber nur eine. Immerhin. Und… wir bieten Ihr an, den Hund die Treppen hoch und runter zu tragen.
Aber Frau Weißinweiss will sich nicht geschlagen geben und ungeachtet der neugierig zuhörenden Gäste, wirft sie uns Unprofessionalität vor. Und überhaupt, wenn ihrem Hund etwas passieren würde, würde sie das Hotel verklagen.
Jetzt reißt dem Juniorchef der Geduldsfaden: Frau Weißinweiß stünde es frei, sich ein anderes Hotel zu suchen.
Nein, das ginge jetzt nicht mehr, zetert sie, ihre Tochter sei müde!
Viel später, nachdem wir all die anderen Gäste betreut und Frau Weißinweiß endlich in der Suite samst Tochter und Hund, trotz Treppen, untergebracht hatten, versammelt sich das Servicepersonal im Büro.
„Ich verstehe solche Leute einfach nicht!“ macht sich der Juniorchef Luft. „Die hat sich doch gerade selbst abgeschossen. Solche Geschichten machen sich wie ein Lauffeuer im Hotel breit. Keiner von uns wird nach diesem unmöglichen Verhalten auch nur den Ansatz einer Lust haben, ihr höflich, freundlich und zuvorkommend entgegenzutreten. Sie hat sich ihren Aufenthalt hier quasi selbst vermiest!“
Ich kann ihm da nur zustimmen.
1 Kommentar:
"Lächeln ist billiger als elektrischer Strom und gibt mehr Licht." HAHA! Wirklich cool!
I love your blog!
Rima
Kommentar veröffentlichen
Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...