Sonntag, 8. Juni 2008

Das 21 Tage Phänomen

Im Grunde genommen bin ich ein absoluter Sportmuffel.
Joggen und Radfahren finde ich ätzend!
Rollerbladen ist bei unseren Feldwegen eher schwierig!
Schwimmen ist mir zu nass und auf dem Stepper 15 Minuten lang vor mich hinzutreten und dabei die Wand anzustarren...oder schlimmer noch, in der Muckibude verbissen an Gewichten ziehen und dabei andere verschwitzte Körper zu betrachten.....nee, das muss auch nicht sein.
Ich war aber an einem Punkt in meinem Leben angelangt, an dem ich merkte, dass mein Gewicht gaaanz langsam, aber eben leider doch unaufhörlich, nach oben kletterte.
Jetzt soll es ja Leute geben, die stolz erzählen können, dass sie seit ihrem 16 Lebensjahr eisern das gleiche Gewicht halten. (Diese meine Mitmenschen möchte ich an dieser Stelle ganz höflich bitten... jetzt einfach mal die Klappe zu halten...,alldieweil das Wissen um ihre eiserne Disziplin hilft mir gerade auch nicht weiter.)
Irgendetwas musste also passieren!
Ein kluger Mann* hat mal geschrieben, dass nach 21 Tagen alles zur Gewohnheit wird.
Wenn man dieses 21 Tag Phänomen für sich nutzt, dann kann man sein Leben wortwörtlich auf den Kopf stellen.
Für mich hatte das Wort Gewohnheit, bis dato, einen eher negativen Beigeschmack. Wenn etwas zur Gewohnheit wird, ist es freudlos, langweilig und alltäglich. Punkt!
Und damit soll ich lernen meinem Hüftspeck den Garaus zu machen?
Das glaube ich doch im Leben nicht!
Aber was ist Gewohnheit eigentlich?
Bei Wikipedia ist folgende Erklärung zu finden:
Als Gewohnheit (auch Usus, lat. uti - gebrauchen) wird eine unter gleichartigen Bedingungen reflexhaft entwickelte Reaktionsweise bezeichnet, die durch Wiederholung stereo-typisiert wurde und beim Erleben gleichartiger Situationsbedingungen wie "automatisch" nach demselben Reaktionsschema ausgeführt wird, wenn sie nicht bewusst vermieden oder "unterdrückt" wird.
Also in meine Sprache übersetzt heißt das: Wenn ich es mir nicht zur Gewohnheit gemacht hätte, beim Straßenüberqueren nach links und rechts zu schauen, wäre ich mit großer Wahrscheinlichkeit schon längst tot.
Wenn ich irgendwo in meinem Haus einen Spiegel ab- und woanders wieder aufhänge, kann ich Gift darauf nehmen, tagelang immer wieder verdutzt auf eine nicht reflektierende leere Wand zu schauen. (Mehr zu meinen merkwürdigen Automatismen siehe auch Artikel: Stromausfall.)
Gewohnheit ist überall in meinem Leben.
Ich erledige viele Dinge, ohne darüber nachzudenken immer wieder auf die gleiche Art und Weise. Ich fahre auf dem gleichen Weg in die Stadt, gehe im gleichen Laden einkaufen, putze mein Haus in einer bestimmten Reihenfolge.
Oft esse ich, ohne darüber nachzudenken.
Ich wiederhole eine Handlungsweise immer und immer wieder. Mein bewusster Verstand hat keine Lust mehr, all diese Sachen bis ins kleinste Detail zu überprüfen und wirft das Handtuch. Ich denke nicht mehr darüber nach, sondern ich tue einfach.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer begraben!
Denn: wenn man sich das Wissen, um das Aufgeben des darüber Nachdenkens zum Verbündeten macht, dann kann man tatsächlich sein Leben umkrempeln und (oder) Berge versetzen.
Da wäre zum Beispiel
Mit dem Rauchen aufhören! Kilos abnehmen! Endlich mehr Sport treiben. Aufzuhören herumzunörgeln. Freundlich zu bleiben, wenn man gerade geärgert wird. Nicht mehr zu Allem und zu Jedem seinen Senf abzugeben, besser auf sein Geld aufzupassen, generell das eine oder andere gaaanz anders oder viel besser zu machen....
Kommt mir alles so bekannt vor. Sind das nicht all die guten Vorsätze, die ich sich mir um Silvester herum verspreche und prompt nach ein paar Tagen ad acta lege?
Warum?
Na, weil frau das 21 Tage Phänomen nicht beherzigt!!!!
Verhaltensforscher wissen inzwischen: Man musst mindestens 21 Tage lang eine neue Verhaltensweise immer wieder bewusst auslösen, ehe der Vorgang an das Unterbewusstsein delegiert wird und eine neue Gewohnheit als Programm angelegt ist.
Nicht 19, nicht 20 Tage.
Einundzwanzig!
Das ist das 21-Tage-Phänomen.
Wenn man also ein altes Programm, eine unliebsam gewordene Gewohnheit wieder loswerden will, dann reicht ein einfacher Entschluss, ein „ ab heute nicht mehr" leider nicht aus. Solange das alte Programm nicht komplett überschrieben, also durch eine neue Verhaltensweise ersetzt worden ist, behält man das alte Verhalten und macht unbewusst weiter wie bisher.
Das alte Programm wird dabei brutal ums Überleben kämpfen und mit allen Mitteln versuchen schön brav da zu bleiben, wo es ist und seiner Meinung nach auch hingehört: In meinen Kopf.
Zum Beispiel: Sport ist ätzend, Schokolade, Kaffe und Kuchen gehören einfach zusammen und bei Nudeln mit Soße brauche ich mindestens zweimal Nachschlag.
So dirigierten mich meine lieb gewonnenen Eigenarten noch bis vor ein paar Wochen.
Doch dann war Schluss, denn: Ich hatte genau zwei Möglichkeiten.
Entweder behielt ich meine heißgeliebten Gewohnheiten bei und legte mir eine komplett neue Garderobe, in einer größeren Konfektionsgröße zu oder aber ich behielt meine Garderobe und legte mir neue Gewohnheiten zu
Die letzte Variante ist definitiv die kostengünstigere!!!!
Die Sache mit dem Sport wurde von meinen Hunden übernommen. Mein befellter Neuzugang in der Cathmoirschen Rasselbande findet nämlich nichts so spannend, wie Blödsinn zu machen.
Wenn sich Shayko nicht richtig auspowern kann, dann vergeht er sich schon mal aus purer Langeweile an diversen Fernsehbedienungen, Büchern oder ausgeliehenen DVD's.
Meine Freundin Marion kann ein Lied davon singen...
Also rein in die Wanderschuhe und spazieren gehen.
Jetzt haben wir hier in Fourmetot nur wenige „Wanderwege" auf denen man genüsslich vor sich her schlendern könnte. Hierzulande handelt es sich um Traktor befahrene, lehmige Feldwege, die einem nach einem herzhaften Regenguss mit Schmackes die Gummistiefel vom Fuß reißen, wenn man nicht aufpasst und in einer tieferen Pfütze im Matsch versinkt. Hier heißt es Zähne zusammen beißen und höllisch aufpassen, dass man sich auf dem Granitgeröll nicht den Knöchel verstaucht.
Die ersten Tage waren eine Qual.
Da war zum einen dieser „Ich habe aber doch überhaupt keinen Bock!!! Gedanke" und dann kam ich auch noch ausgepowert, durchgeschwitzt, mit schmerzenden Knien und völlig durchgenässten Hosen in mein trautes Heim zurück. Und das soll gesund sein?
Und nach 3 Wochen zur lässigen Gewohnheit werden?
Mein bewusster Verstand wagte es, ganz massive Zweifel anzumelden.

Jetzt haben Hunde ein anderes Zeitgefühl.
Die brauchten keine 21 Tage, um festzustellen, dass das tägliche Gassi gehen supercool ist.
Somit hatte ich mich, und mein altes Programm gleich mit, ausgebootet.
Schon nach nur einer Woche machten mich die wedelnden, unruhigen, ständig zur Tür rennenden Viecher so dermaßen verrückt, dass ich freiwillig nach der Leine griff.
Nach ein paar Wochen merkte ich, dass mir das Laufen trotz der massiven Anstrengung gut tat, der Rücken weniger schmerzte, die Muskeln weniger aufbegehrten und meine Waage zumindest konstant blieb.
Und jetzt nach ein paar Monaten, denke ich doch tatsächlich morgens nicht mehr darüber nach, ob ich denn heute Lust habe, Gassi zu gehen oder nicht.
Ich schmeiße mich in dem Mantel, pfeife nach den Hunden und laufe los.
Was wäre, so dachte ich mir, wenn ich zusätzlich versuchen würde meine Essgewohnheiten umzuprogrammieren. Ich wusste ja jetzt, dass wenn ich nur 21 Tage lang durchhalten könnte, der Rest ein Kinderspiel sein könnte.
Würde es mir wirklich gelingen, mich nicht mehr mit Süßigkeiten vollzustopfen?
Beim Nudeln essen ein gesundes Mass einhalten zu können?
Und generell nur dann zu essen, wenn ich wirklich Hunger habe und nicht, weil mir gerade nichts Besseres einfällt?
Ein Versuch war es auf alle Fälle wert.
Der Bauch, der ständig über meine Hüfthosen hing, ging mir gewaltig auf den Zeiger und ich trauerte schon seit geraumer Zeit meinen altbewährten Taillenhosen nach, die meine füllige Mitte dahin zwängten wo sie hingehörte und mir ein Gefühl (zu mindestens beim Stehen) des Schlank seins vermittelten.

Eine Diät musste her!

*Michael H Buchholz: Alles was Du willst

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