Montag, 26. Mai 2008

Nahender Weltuntergang

Es war ein ganz normaler Wochentag. Die Kinder waren in der Schule und ich nutzte den strahlend schönen, herrlich warmen Sommertag zu dem, was ich am liebsten tue: im Garten wühlen.
Der Garten ist riesig und mein Eingangstor inklusive Briefkasten, über 100 Meter vom Wohngebäude entfernt. Dementsprechend trauen sich Fremde, (außer Briefträger und Angestellte vom Wasser oder E-Werk) nur selten die Auffahrt hinauf bis zu unserem Haus. Für die ganz Unerschrockenen, wie Obst -,Teppich- oder Alarmanlagenverkäufer, die sich faul im Auto hinaufwagen, ist dann die Hundemeute zuständig. Wenn die sich, bellender und knurrender Weise, vor der fremden Autotür zusammenrottet, haben die Wenigsten den Mut, auch nur eine kleine Fußzeh aus dem Wagen zu strecken.
An jenem Tag allerdings, war ich mit einem neuen Blumenbeet an unserem Eingang beschäftigt. Ich war mitten drin in meiner kreativen, kleinen, grünen Welt, dachte nur noch an Wasseransprüche, Farbkompositionen und Unkrautvernichtung, als ich mit einem freundlichen "Bonjour! Entschuldigen Sie die Störung! Wir sind heute extra zu Ihnen gekommen, um Sie vor dem bevorstehenden Weltuntergang zu warnen!" abrupt und ziemlich unsanft auf den vermeintlichen Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde.
Es dauerte ein paar Sekunden bis meine Gehirnimpulse aus dem grünen Dschungel herausfanden, sich auf das eben Gesagte konzentrieren und es in die dafür vorgesehene Schublade mit Aufschrift: Achtung! Eventuell wichtig! Unbedingt genau zuhören! sortieren konnten.
Um meinen grauen Zellen ein bisschen Zeit zu geben, und ich generell ein höflicher Mensch bin,ließ ich die zwei Damen erst einmal ihren Speech aufsagen. Eine kleine weise Stimme in meinem Hinterkopf warnte mich allerdings mahnend, mich auf keinen Fall auf eine Diskussion einzulassen, weil ich sonst noch am Abend hier an meinem Briefkasten mit einem unfertigen Blumenbeet und unverrichteter Dinge stehen würde. So wartete ich, freundlich lächelnd aber stumm, bis die Damen ihren katastrophenalarmartigen Dampf abgelassen hatten. In der Zwischenzeit hatten auch meine Gehirnsynapsen begriffen, um was es hier eigentlich ging und holten die zu sortierenden, neu eintreffenden Informationen schleunigst aus der „Achtung! Eventuell wichtig!" Schublade heraus und warfen sie direkt in die „Totaler Mist!Ganz schnell vergessen!" Ablage.
Nach einem Moment hielten die Damen inne und erwarteten ganz offensichtlich eine Reaktion von mir. Ich holte (genug Zeit zum Nachdenken hatte ich ja) zum niederschmetternden Rundumschlag aus:
„Mesdames! Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass ich bei einem so gigantisch schönen Tag, an dem die Sonne an einem azurblauen Himmel strahlt und die Vögel über mir zwitschern als gäbe es einen Wettbewerb zu gewinnen, auch nur einen einzigen Gedanken an einen möglichen Weltuntergang verschwende? Und selbst wenn der schon morgen ein träfe und ich mich als kleine Seele vor meinem Schöpfer wieder fände, so könnte ich doch guten Gewissen sagen, dass ich mein Leben bis zu meinem letzten Atemzug in vollen Zügen genossen habe."
Dabei breitete ich die Arme weit aus als wollte ich die ganze Welt umarmen und strahlte von einem Ohr zum anderen.
Die Ladies waren so platt, dass sie sich auf mein: „Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss weiterarbeiten, um die Welt noch ein bisschen herrlicher zu machen!"  doch tatsächlich umdrehten und von dannen zogen. Wahrscheinlich um den Nachbarn zu bequatschen...

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