Freitag, 4. Dezember 2009

Geburtstag

Es ist Freitag, morgens um 5H. Der Geburtstag von Mamalu und ich kann nicht mehr schlafen.
Zum Glück habe ich meinen alten Laptop mitgenommen.
Eigentlich, um Mamalu, unsere vielen Bilder zu zeigen.
Das Problem der digitalen Fotowelt ist die Masse.
Da ich vor meiner Abreise keine Zeit mehr hatte, auszusortieren, habe ich gleich eine ganze portable Festplatte mitgenommen. Praktisch ist definitiv was anderes.

Ich bezweifele sowieso, dass Mamalu die Ruhe haben wird, sich von mir eine Diashow vorführen zu lassen. Sie ist viel zu hippelig. Vor lauter organisieren, rangieren, aufräumen und Geburtstagsvorfreude, hat sie den totalen Stress. Die Tatsache, dass ich so überraschend vor der Tür stand, hat allerdings auch nicht gerade zur Beruhigung geholfen. Sie putzt und dekoriert die Wohnung auf Hochglanz für den Fall der Fälle, dass der ein oder andere Gast, nach dem Empfang, im extra dafür gemieteten Gesellschaftsraum des nahe gelegenen Hotels, doch noch auf die verrückte Idee kommen könnte, bei ihr vorbeizuschauen. Auf meine liebevoll, leicht ironische und auch ein ganz klein wenig ärgerliche Frage hin, ob sie noch alle Tassen im Schrank hätte - ich meine, was ist der Sinn und Zweck, Gäste in einem Restaurant zu empfangen, wenn man sich den Tag vorher verausgabt und vor lauter Putzen aussieht als hätte man ein Leichentuch gefressen - zuckte sie nur ergeben mit den Schultern. Sie kann halt auch nicht mehr aus ihrer Haut. 
Als ich dann heute morgen zu dieser wirklich unverschämt frühen Zeit aufwache, und mein Gedankenrad zu rattern anfängt, springe ich hinein wie ein gut dressierter Hamster. Anstelle mir Kopfschmerzen zu verursachen, in dem ich krampfhaft versuche noch ein wenig zu schlafen, werfe ich meinen Laptop an und während er gemütlich im Schneckentempo hochfährt,mache ich mir einen dieser merkwürdig schmeckenden Tees, die von einem bekannten Tennisstar im deutschen Fernsehen angepriesen werden und einen klaren Kopf versprechen.
"Freu Dich" und "Ruhe sanft" und "Klarer Kopf", anstelle von stinknormal Darjeeling, Ceylan oder auch nur schlicht Früchtetee. Es wundert mich nicht , dass meine Mutter das gesamte Sammelsorium  dieser merkwürdigen Tees
- "na ja Kind, ich habe halt gedacht, wenn Steffi Graf den trinkt, dann muss er gut sein" -  in mein Zimmer im Keller verbannt hat. Da sie nichts wegwerfen kann  - sie ist und bleibt ein typisches Kriegskind -  komme ich nun in dern zweifelhaften Genuss. Ganz ehrlich? "Klarer Kopf" schmeckt einfach nur scheußlich - und das trotz oder vielleicht auch wegen der 5 Minuten Ziehzeit. Aber er scheint zu wirken. Vielleicht ist es aber auch das beruhigende Klappern meiner Finger auf der Tastatur, die mir helfen meine Gedanken zu ordnen und meine Gedankenhamsterrad, welches mich so vehement vom Weiterschlafen abgehalten hat, anzuhalten. Ich werde es später bereuen, mich nicht doch noch gezwungen zu haben eins zwei Stündchen weiter zu schlafen, spätestens dann wenn ich freudestrahlend lächelnd Smalltalk mit der Verwandschaft betreiben soll, aber was soll's. Die Gedanken, die mir seit einer geschlagenen Stunde durch die Birne flitzen muss ich aufschreiben, sonst vergesse ich sie wieder.
Erkenntnis der frühen Stunde:

25 Jahre Frankreich haben mich verändert. Definitiv!


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