Freitag, 4. Dezember 2009

Normanische Seifenblase

Noch eine Erkenntnis lassen meine Neuronen Polka tanzen, so dass ich nicht mehr schlafen kann:
Ich lebe in meiner fernen Normandie in einer wunderschönen Seifenblase, in der das:
„Das tut man so, das gehört sich so, ja aber man kann doch nicht“ soweit entfernt ist, wie ein Eisbär von der Sahara. Da ich weder in einer deutschen feststrukturierten Gemeinschaft lebe, noch wirklich zu den Franzosen dazugehöre, kann ich (fast) nach meinen eigenen  Regeln leben.
Auf meinem zwei Hektar großen Stück Land lebe ich fröhlich vor mich hin und werde von der großen Welt da draußen, in der man sich mit der Verwandtschaft gutstellen und alle wichtigen Feste feiern muss, in Ruhe gelassen. Das berühmte „Du müsstest aber doch“ und „hättest Du nicht“ berührt mich nicht, nicht zuletzt auch, weil 800km Entfernung ein unschlagbares Argument sind.
Nicht so meiner Mutter.
Die lebt mittendrin in den Regeln von: „Das macht man so“ und da sie einen weitreichenden Bekanntenkreis hat, der sich wiederum auch nur über diese Regeln bestimmt, muss der Druck in den letzten Tagen enorm gewesen sein. Da sie so ist wie sie ist, und auch nicht meine esoterisch angehauchte Einstellung hat, kann sie diesen Druck nicht einfach mal so abschütteln und sich sagen: Sollen sie so reden, ich mache das so wie ich das will.
Ganz im Gegenteil:
Als ich gestern Abend hier ankam, herrschte das absolute Chaos:
Wie gesagt: die Frau wird 80, hat morgen ihren großen Tag und sie sollte sich eigentlich die Zeit nehmen, sich auszuruhen (ist sie doch herzkrank, hat es mit der Schilddrüse, ist gerade erst am Auge operiert worden.......)
Statt dessen putzt und schrubbt sie die Wohnung und den Keller (es könnte ja einer zur Übernachtung bleiben) auf Hochglanz und verausgabt sich total, in dem sie die ganze Weihnachtsdekoration aus dem Keller hochwuchtet und in die sowie so schon völlig überdekorierte Wohnung verteilt. Begleitet von der Bemerkung, dass sie alles herrichtet, weil die Gäste (die man im nahegelegen Hotel von morgens um 11 bis nachmittags um 5 bewirtschaftet) ja schließlich noch auf einen Absacker vorbeizuschauen könnten, versuchte ich innerlich kopfschüttelnd die Ruhe zu bewahren.
Ich komme somit zu einer weiteren Erkenntnis:
Ich habe mir in den letzten Tagen den Kopf zerbrochen wie ich den lieben Freunden alle plausibel erkläre, warum der Rest meiner Familie in Frankreich geblieben ist und es nicht möglich machen konnte zum Ehrentag meiner Mutter zu erscheinen. Die Erklärung: „Sohnemann kann in der Schule nicht fehlen, große Tochter muss sich um das Gestüt kümmern, kleine Tochter ist im Praktikum in England und Ehemann auf Geschäftsreise in Schottland“ ist zwar grundehrlich, klingt aber selbst in meinen Ohren als fadenscheinige Ausrede.
Auf die simpelsten und ehrlichsten aller Gründe wäre ich im Leben nicht gekommen:
Mamalu hätte einen Nervenzusammenbruch erlitten, wären wir hier mit allen Mann angereist. Sie erträgt uns "en masse" ja schon an "normalen" Tagen nur eine begrenzte Zeit. Hier mir drei sich zoffenden Teen und Twens, einem Mann der wie ein Schlot raucht, inklusive zwei lebhaften Bordercollies aufzutauchen, hätten auch mich an den Rand der Nervenheilanstalt gebracht und so wie es gerade ist, ist es genau richtig.
Mittlerweile ist es kurz vor sieben und ich habe einen Mörderhunger
Ich glaube ich gönne mir jetzt noch einen dieser scheußlichen „Freu Dich“ Tees, gehe duschen und mache mich fertig.

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