Wenn meine BF mal ins Museum geht, dann kommt dabei folgende (witzige und höchst unterhaltsame) Mail an mich heraus:
Moin Süsse,
Tja, Deine Beste Freundin und Museum?
BF und Kunst?
Ich weiß nicht so recht...
Das Museum Ludwig ist ein Museum für moderne Kunst. (definiere Kunst!!!)
Wie gut, dass mich in dieser Stadt so wenige kennen, sonst würde mir dieser Sonntag sicher in peinlichster Erinnerung bleiben...
Schon allein diese Menschen, die mich umgeben, sind mir ein Gräuel! Muss ich gestreifte oder karierte Hosen tragen, um mich als Kunstliebhaber zu outen, der ich eigentlich nicht bin?
Sollte man besser fettige bis graue abstehende Haare haben, um sich als wahrer Bohème hervorzuheben?
Muss ich immer und bei jedem Bild in erstauntes und begeistertes "Oh-Rufen" verfallen, um mich als Kenner zu beweisen?
Wenn das so ist, ist diese Bildungsreise definitiv schief gegangen! Das ist nichts für mich!
Da hing tatsächlich ein Teppich an der Wand. Ein ockerfarbener in linken Maschen gestrickter Teppich, etwa 3 auf 5 Meter. "Och gucke mal, " kann ich nicht umhin, laut und deutlich zu meinem Göttergatten zu sagen, "was hätten wir aus dem Teppich, den wir Tochter für teuer Geld ins Zimmer gelegt haben, nicht alles machen können!"
Frau Kunstkennerin neben mir warf mir ob dieser frevelhaften Unkenntnis einen völlig konsternierten Blick zu, was mich dazu trieb, mir eben doch mal den Titel des Kunstwerks einzuverleiben:
"Is klar", habe ich laut und deutlich gebrummt, weil ein wenig Verstand wohnt auch mir inne. "Wasser ist ocker braun und hängt in Form von Strick in links annner Wand. Super!"
Direkt daneben eine Muschel mit schwarzen Wellenmustern darin. Nur ein paar, sonst wäre ja kein Raum für Interpretationen mehr geblieben...
Aber gut, käme ich nun morgen zu Dir und Du hättest das gesamte Wohnzimmer mit irgendwelchen Öl- und hassenichtgesehen Schmiererein vollgehängt, und würdest mir stolz wie Oskar erzählen, wie wahnsinnig begabt Dein Sohn ist, ich würde Dir mein verständnisvollstes Lächeln schenken.
So sind Muttertiere nun mal.
Aber all das in einem Museum?
Eine alte Dame, die gestreifte Hose spannte über den riesigen Hintern, die grauen Haare wunselten abstehend auf ihrem Hinterkopf, erklärte nun eine Etage tiefer zwei sehr jungen Leuten ein Bild von Picasso. Ich für meinen Teil habe auf einem Haufen Farbe eine Art Strichmännchen erkannt, dass der Künstler - wahrscheinlich ist ihm das Weiß ausgegangen - mit schwarz krakelig vervollständigt hat. Auch die beiden jungen Leute standen (juhuuu, ich war nicht alleine) relativ verständnislos vor diesem Gemälde, und staunten ebenfalls Bauklötzer, als sie hören durften, welch irrsinnigen Mut Picasso ob des Schwarz-weiß-Mischens bewiesen hat - dabei schluckte die ältere Frau ergriffen und ihre Stimme schwankte leicht - der das eigentliche Thema des Bildes noch deutlicher transportiert?!?
Hallo???
Bei mir ist jedenfalls kein Transport eingetroffen, der Rapport war auch eher schlecht, und den gerade vom Frisör frisch umschmeichelten Falten auf meiner Stirn ist dieses Bild auch nicht gut bekommen.
Irgendwas mache ich definitiv falsch!
Hoch dotierte Kunst, die mich an Schultische erinnert, auf denen man mit dem Bleistift Striche und Linien und Halbmonde und Äste kahler Bäume geschmiert hat, um dem einschläfernden Ton eines endlos langweiligen Unterrichts zu entgehen. Ölfarben - verschmiert, oder in Kästchen aneinandergereiht, bei denen ich mich frage, wieso wir die Kinderbilder unserer "Lieben Kleinen" nicht verkauft haben, statt sie in Erinnerungskisten zu packen. Haaach, da wird mir Angst und bange.
Gut, es waren auch einige wirklich interessante Exemplare dabei, die mir Mut und Hoffnung gaben, dass es doch den einen oder anderen Künstler gibt, der Malen kann und Ideen hat. Und ein super schönes Bild von Dalí war dabei, aber den mag ich nun halt auch und bewundere ihn echt für seine Technik und seine Ideen. Und der malt keine Strichmännchen, schmiert die Farbe nicht wahlweise hin und verarbeitet keine Strickteppiche...
Ein kleiner Raum tat sich schlussendlich noch auf, die hohen Wände wie überall kalt und weiß gestrichen. An einem Band hing ein Besenstiel an dessen oberem Ende eine Art Dose befestigt war. Der Besenstiel hüpft (von einem Bein auf das andere, haha) und sagt immerzu:
"Der Rabe raucht, der Rabe raucht die ganze Nacht, die ganze Nacht raucht der Rabe. Der Rabe raucht."
Bei mir ist es nicht der Rabe, der raucht. Mir raucht der Kopf.
Auch wenn ich nach längerem Nachdenken nicht umhin komme, Picasso ebenfalls für seinen wahnsinnigen Mut zu bewundern. Dass ich weder sein Thema, noch die Message, die er mir senden wollte, verstanden habe, liegt sicherlich ganz eindeutig an mir.
Schande über mein Haupt, ich werde mich diesbezüglich aber nicht geißeln.
Manno-Mann, ich grüße Dich und hoffe, dass ich dir meine Message klar und deutlich rübergebracht habe, und dass ich die Information in schwarzer Schrift auf weißen Hintergrund gut transportieren konnte, Kotz!
Lieben Gruß und eine schöne Woche
Deine BF
PS: Hier der Link zum hüpfenden Besenstiel
PPS: Meine BF: Maike Hempel - Mallorca hin und nicht zurück
4 Kommentare:
Der hüpfende Besenstiel (und der Bericht Deiner BF) ist wirklich urkomisch. Mir geht es wie Deiner BF - ich tue mir auch schwer mit der modernen Kunst. Lese immer wieder gerne Deinen Blog.
Gruß Sabine
Du hast mir gerade wieder ein Lächeln auf´s Gesicht gezaubert, diese alten Möchtegernkünstler, gibt´s hier in Berlin auch zur Genüge, da oute ich mich lieber als Kunstbanause, ich überlege gerade was BF heisst und komme auf Busenfreundin?
Danke Sally
BF ist tatsächlich die Abkürzung für Beste Freundin. Gruss nach Berlin
Der ockerfarbene Teppich ist m.E. kraus rechts gestrickt.
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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...