Montag, 14. Februar 2011

Leben in der Großfamilie

„Wie ist es denn so, das Leben in der Großfamilie?“ fragt mich meine BF gestern am Telefon.
„Chaotisch, turbulent, nie leise. Die ein oder andere Katastrophe immer um die Ecke. Anstrengend, nervenaufreibend, ermüdend............ aber wohl die schönste Zeit meines Lebens“ antwortete ich spontan.
„Manchmal möchte ich alles hinwerfen, mich für eine Weile auf eine einsame Insel retten, tief durchatmen und es in vollen Zügen genießen, meinen Kopf und meine Gedanken für mich zu haben.
Im nächsten Moment bin ich aber unbeschreiblich glücklich und dankbar, meine vier Wochen alte Enkeltochter so hautnah und rund um die Uhr  miterleben zu dürfen.“

Als Kleine schwangere Tochter uns Ende letzten Jahres eröffnete, unter gar keinen Umständen ihr Baby allein, weit weg von der Family zu bekommen und sie mit Sack und Pack und Freund von der Bretagne wieder in die Normandie zog, ohne Aussicht auf einen festen Job und Wohnung, muss ich gestehen, dass mir der Allerwerteste mächtig auf Grundeis ging.
Unser Haus ist groß und kann locker eine Minifamily aufnehmen, aber mein Schottengatte arbeitet im 160km entfernten Paris, ist viel unterwegs, selten zuhause und kann mich, wenn, dann nur moralisch unterstützen. Seit mehr als 2 Jahrzenten schmeiße ich unseren deutsch-schottisch-normannischen Haushalt, Kindergarten, Zoo und Garten als, -wie heisst es so schön in der Werbung?-  „Führungskraft eines sehr erfolgreichen kleinen Familienunternehmens“ fast ausschließlich allein, arbeite in den Sommer-Wochenenden an der Rezeption in einem Hotel und habe vor 5 Jahren  auch noch meine kleine Scrapbooking Firma gegründet.
Ich meine, der Mensch braucht schließlich einen Ausgleich, oder?
Bei der Vorstellung, dass meine eigentlich schon flügge gewordenen Kleine Tochter wieder für eine Weile mit Sack und Pack und Baby bei uns einzieht, schrien mein Deutschsein und meine festgefahrenen Wertvorstellungen, wie man was, wie, und in welcher Reihenfolge macht, wochenlang in Panik um die Wette.
Wann lerne ich eigentlich, dass es bei uns nie läuft wie in anderen Familien und ich meine alemannische Ordentlichkeit und Gründlichkeit besser erst mal bis auf weiteres in den hintersten Winkel meines schönen, alten, heruntergewirtschafteten, normannischen Landhaus verschiebe?
Meine Nerven würden es mir sicherlich danken!
Aber so chaotisch es im Moment auch bei uns auch zugeht,  - bei dem Gedanken an unerwarteten Besuch bekomme ich Panikattacken -   so toll ist es, ein so kleines Menschenkind sich von Tag zu Tag entwickeln zu sehen.
Hätte Kleine Tochter alles nach den Regeln von "Man macht das so" gemacht, könnte ich Enkelkind nie so spontan beim Baden, Stillen, Schlafen beobachten.
In diesem Sinne: Tschüss deutsche Ordnung und Bonjour französisches Durcheinander!

1 Kommentar:

Bille hat gesagt…

Oh ja, Pia, genieß es, genieß es!!
Sei froh, dass dein Töchterchen sich nach Mamas Nähe und Unterstützung sehnt! Ein besseres Kompliment gibt es nicht und keine schönere Belohnung.

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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