Sonntag, 8. Mai 2011

Stromausfall

Das mit dem Strom ist so eine Sache.
Wenn ich mir überlege, dass die westliche Menschheit erst seit einem knappen Jahrhundert mit dem elektrischen Saft aus überall verfügbaren Steckdosen versorgt wird, komme ich doch ab und an ins Grübeln. Wie um alles in der Welt haben die Menschen das eigentlich früher gemacht? Und das Jahrtausende lang?
Wenn hier in Fourmetot ein mittelstarkes Windchen weht, schlagen die Kabel an den Masten zusammen und Peng – wir sitzen im Dunkeln. Passiert im Herbst und den Wintermonaten öfters und ist eigentlich kein Grund zur Beunruhigung. Außerdem hatten wir immer Glück und der Spuk ist in ein paar Stunden vorbei.
Als ich vor ein paar Tagen aber in ganz früher Morgenstunde nicht schlafen konnte und ich auf Probleme wälzen so absolut keinen Bock hatte, suchte ich mir – so dachte ich zumindest - ein unverfängliches Thema, dass mich ähnlich wie das Schäfchenzählen dazu bringen würde, wieder einzuschlafen.
Nehmen wir mal an, ein Stromausfall dauert ein bisschen länger als sonst.
Wie lange würde es dauern, bis sich mein Gehirn an diese Tatsache gewöhnt hätte?
Ich kam dabei echt ins Grübeln.
Und um es gleich vorweg zu nehmen, ich fand das Thema so anregend, dass ich nach einer halben Stunde aufstand, um mir eine Kaffee zu machen.
Es hat mich schon immer fasziniert, wie sehr unser Gehirn an Automatismen festhält, obwohl es gerade die Info bekommen hat, dass sich die Situation geändert hat. Gerade beim tagtäglichen Umgang in den eigenen vier Wänden, merke ich, wie oft ich Dinge tue, die von dem unglaublichen Computer in meinem Kopf gesteuert werden, ohne dass ich mir bewusst Gedanken darüber mache.
Aber gerade beim Stromausfall, reagiert mein Oberstüchen erstaunlich unflexibel.
Die praktische erste Hilfe bei einem Stromausfall ist geregelt.
Wenn die Katastrophe kommt, hole ich die Kerzen, die überall im Haus gebunkert sind und verteile das Licht an all den wichtigen Stellen, wie Küche und Klo. Dann schaue ich im Verteilerkasten, die flackernde Kerze mit der Hand vor Zugluft schützend, ob das Problem wirklich das ganze Dorf betrifft und nicht nur unseren Haushalt. Handelt es sich um Letzteres, dann repariere ich wenn nötig und die Sache hat sich erledigt
Soweit so gut.
Die Kerosinöfchen machen das Leben im Winter - der Strom fällt meistens in der kalten Jahreszeit aus - trotz nichtfunktionierender Heizung erträglich. Außerdem, so teilt mein Gehirn mir fröhlich mit, kann ich notfalls die Kids mit den Bettdecken vermummelt ins Wohnzimmer schicken und sie können sich die Zeit mit fernsehen vertreiben.
???????
Quatsch geht ja nicht – ist ja kein Strom.
Ich gehe ins nächste Zimmer und greife automatisch zum Lichtschalter, nur um zu denken: Mensch Steuerzentrale, kein Strom! Das weißt Du doch!
- Nun gut, kommt von oben der Impuls.
- Mache dir erst einmal einen Kaffee, bevor Du den Tag weiter organisierst. Also gehe ich brav an die Kaffeemaschine. Lege mein Kaffepad ein und drücke auf den Knopf und ..... na was wohl, die geht auch nur mit Strom! Gott sei Dank kann ich auf den Gaskocher ausweichen, um mir mein absolut notwendiges Lebenselixier zu brauen. Vielleicht kommen ja damit meine Gehirngänge in den Gang. Da ich aber nur Kaffpads für die Senseo besitze stehe ich vor einem Problem.
Öoooh und jetzt?
Ersteinmal Wasser kochen!
Ich drehe also am Gasschalter und wundere mich, dass ich nur ein Pfeifen des entweichenden Gases höre und das Klick Klick Klick der automatischen Feuerzündung keine Flamme bringt. Wen wundert's, auch das geht nur mit Strom. Himmel nochmal, wo sind denn jetzt wieder die Streichhölzer!
Von oben ruft es mittlerweile:
- Mammi kann ich in die Badewanne?
Mein Gehirn fängt an zu rauchen. Da war doch was? Wasser und Srom? Nö, Wasser läuft auch ohne Strom. Und der Warmwasserkessel heizt über Nacht und bis dahin, dürfte sich die Situation ja –hoffentlich!!!- wieder normalisiert haben. Aber irgendwas war da doch noch? Ich komme im Moment einfach nicht drauf.
Wenig später kommt meine Tochter wieder herunter, blitzblank und mit klatschnassen Haaren.
- Meinste nicht, es ist ein bisschen zu kalt im Haus, um mit nassen Haaren herumzulaufen? frage ich besorgt.
- Mammi, wir haben keinen Strom, das geht der Föhn nicht!
Ach ja, das war es was mir meine Intuition hatte sagen wollen...
- Aber mach Dir nichts draus, dass habe ich auch erst gemerkt, als ich den Fön anschalten wollte.
Aha, die Automatismen sind also nicht nur auf meine Gehirn beschränkt.

Inzwischen habe ich es irgendwie geschafft, aus aufgerissen Kaffeepads und mit Hilfe meines Bodums einen einigermaßen genießbaren Kaffee zu machen. Ich nehme mir fest vor, beim nächsten Einkauf eine Notfallpackung „altmodischen“ Kaffee zu kaufen.
Dann ruft mein Sohn.
- Mammi, mein Computer ist kaputt! Er will nicht anschalten.
- Das ist normal Schatz, wir haben keinen Strom. Nimm den Laptop deiner Schwester. Der dürfte eins, zwei Stunden funktionieren.
Kaum gesagt, ruft es schon wieder
- Mammi, ich komme nicht ins Internet!!!!
- Wir haben kein Strom, Schatz, da geht die Lifebox nicht.
Und ohne Lifebox kein Internet
- Und wie mache ich jetzt meine Hausaufgaben?
Darauf habe ich keine Antwort.
So geht es noch ein paar Stunden weiter
- Mammi im Kühlschrank ist die Lampe kaputt.
- Nein Kind, wir haben keinen Strom, da geht die Lampe im Kühlschrank nicht. Im übrigen auch kein Toaster, kein Ofen und auch kein Telefon. Zumindest, das in der Küche nicht. Das braucht Strom zum funktionieren.
Irgendwann fängt mein Gehirn an, sich langsam umzustellen, aber auch erst nachdem ich hundertmal auf irgendwelche Knöpfe drücke, die einfach ohne den Saft aus der Steckdose nicht funktionieren wollen. Oder mir beim Essen machen erst dann wieder einfällt, dass auch die Mikrowelle nur mit Strom kocht, wenn der Reis schon drin steht.
Und spätestens dann, wenn ich mich langsam daran gewöhnt habe, ruft es plötzlich:
Mammi, das Licht geht wieder!!!
Na Gott sei Dank!
Aber was wäre, wenn es mal richtig heftig kommt.
Wenn der Stromausfall, mehr als nur ein paar Stunden dauert?
Ehrlich gesagt, wage ich mir das Scenario nicht auszudenken.
Einen schönen Sonntag mit ganz viel Strom
PS: das nächste Mal zähle ich wieder Schäfchen!!!!!!!!!!!!!

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