Freitag, 26. August 2011

Es kreucht und fleucht ... in und um unser Haus

Dass unser altes französisches Landhaus so eine Art Jugendherberge für viele Tierarten ist, ist mir nicht neu. Aber die auf Augenhöhe und urplötzliche Begegnung mit dem mir bis dahin unbekannten neuen Bewohner, hat mich gestern Abend vor Schreck kurz das Katzenfutter fallen  lassen.
In einem interessanten Bericht der BBC wurde geschildert, wie schnell sich die Natur die Gebäude der Städte unter den Nagel reißen würde, würde die Menschheit von heute auf morgen aussterben.
In nur knapp hundert Jahren wäre zum Beispiel ein Haus wie das unsere, von grünen Natur-Monstern völlig überwuchert und die Tiere würden sich die verlassenen Gemäuer unter den Nagel reißen.
Nun - wir - also die Menschen - sind zwar noch nicht ausgestorben, aber die Viecher haben bei uns jetzt schon die Oberhand.
Und nach dem krassen nassen Sommer komme ich dem grünen Gras- und Unkraut Monster auch nicht mehr bei.
Aber von vorne:
Im Haus wohnen die Katzen mit den Hunden, inklusive Wellensittiche.
Auf der Weide, je nach Jahreszeit, zwischen zwei oder fünf Pferde.
Soviel zu den "Eingereisten", also zu den von uns Menschen mitgebrachten Viechern.
Nun zur Adresse derer, die hier schon seit ewig zu wohnen scheinen.
Darf ich vorstellen?
Die Sippe der Spatzen: in der Kolonie zur linken Dachhälfte
Das Geblüt der Stare: in der Kolonie zur rechten Dachhälfte
Das Geschlecht derer von und zu Schwalbe: in der Sommerfrische auf dem Elektrokabel quer über dem Grundstück.
Familie Fledermaus: unter den oberen Fenstersimsen.
Der Clan der Bienen: in den vielen Fugen zwischen den Backsteinen.
Die Sippschaft der Hummeln: unter dem oberen Veluxfenster
Die Mischpoke der Wespen: in einer Luke unter dem Dachvorsprung - da wo keine Normalsterblicher je hinkommen kann und man zur Besseitigung die Feuerwehr rufen müsste.
Von und zu Taube: in der Tanne rechts neben dem Haus
Der Kauz mit seiner Familie: in der alten Scheune.
Igel, Mäuse, Hasen, Frösche, Füchse und was sonst noch so kreucht, fleucht oder fliegt: in den Weiten unseres Gartens, vornehmlich in den alten Brombeerhecken an der Grenze zum Nachbargrundstück.
Und das ein oder andere Reh oder Wildschwein haben auch schon mal bei uns vorbei geschaut.
Soweit so gut -  und uns, also mir und meiner Familie, auch bestens bekannt.
Gestern Abend aber, fiel mir, wie schon oben erwähnt, angesichts der "neuen" Bewohnerin - neu ist hierbei relativ, denn vielleicht lebt sie ja schon ewig hier und ich habe es nur noch nicht mitbekommen-  vor Schreck die Dose aus der Hand.
Ich war gerade dabei die Katzen auf der Terrasse zu füttern und richtete mich auf, als ein ohrenbetäubender Schrei direkt vor mir, mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Noch bevor ich mich davon richtig erholen konnte, starrte ich sekundenlang in die wunderschönen, runden Knopfaugen in dem weißen, herzförmigen Gesicht einer Eule, die mit einer gefühlten Flügelspannweite von mehreren Meter ganz knapp über meinen Kopf segelte. Und als hätte sie geahnt, wie sehr mein Herz klopfte, drehte sie noch einmal, begleitet von einem durchdringenden Schrei in der stillen Nacht, eine elegante Runde über mich und die fauchenden Katzen, um dann im Steilflug nach oben unter dem Dachvorsprung zu verschwinden.

Wow!
Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich meine eingefrorenen Glieder dazu bewegen konnte, wieder ins Haus zu gehen.
Die Katzen nahm ich vorsichtshalber lieber mal mit und sperrte sie im Haus ein.
Man kann ja nie wissen, auf was eine Eule so gerade Appetit hat.

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