Irgendwie hat es ihr der Tisch im Wohnzimmer angetan.
Er ist von der Sorte grobklotzig rustikal.
Vom Schottengatten selbst gebaut und so schwer, dass man ihn beim
Staubsaugen oder beim Wii spielen nur mit purer Muskelkraft zur Seite
schieben kann.
Der Rahmen kantig, massiv, das Holz direkt vom Sägewerk.
Unbehandelt und eher dürftig mit Sandpapier geschliffen.
Die vergleichsweise dünne Holzeinlage in der Mitte, im gleichen Florentiner Rot wie die Wohnzimmerwand.
In der Ablage darunter stapeln sich unter anderem der Ikeakatalog,
diverse Pferdemagazine, französische Varianten von Schöner Wohnen, ein
Trübsal blasender Aschenbecher und ...ich muss es zugeben... Staub.
Meine Mutter findet ihn, also den Tisch ... na sagen wir mal ... gewöhnungsbedürftig.
Typisch Schottengatte eben, sagt sie
Das Mondscheinbaby (11Monate) aber liebt ihn.
Wenn sie sich an dem holzigen Meisterwerk ihres Großvaters hochzieht und mit ihren
kleinen, mit Baby-Grübchen eingedellten, dicken Händchen flach auf das
Holz schlägt, findet sie das dumpf vibrierende Geräusch das sie dabei
hervorruft einfach nur zum Zwei-Zähnchen-zeigen schön und sie strahlt
wie ein Honigkuchenpferd.
Aus einem mir unverständlichen Grund ... aber gut, ich bin ja auch kein Baby mehr... findet sie
den holzigen Geschmack absolut verführerisch und so lutscht sie immer wieder genüsslich an der Tischkante.
Gestern stand sie wieder an ihrer heiß geliebten Trommel und Geh-hilfe.
Und dann hat sie plötzlich losgelassen.
Sie stand frei und losgelöst wie Major Tom, die Ärmchen zur Seite
gestreckt, die Mini-Fersen fest auf dem Boden gedrückt und schaute,
verblüfft und leicht wankend, in die Gesichter der um sie herum sitzenden
Familienmitglieder.
Wir hielten alle die Luft an und warteten gespannt
darauf, dass das Mondscheinbaby jeden Moment auf den mit Pampers gepolsterten
Allerwertesten plumpsen würde.
Doch nichts dergleichen geschah.
Sekundenlang wankte sie nach vorne und zurück, während wir den Atem anhielten und wie versteinert auf das Baby starrten. Und erst als sie mit der einen
Hand wieder nach der Sicherheit des Tisches griff, brachen wir
begeistert in klatschenden, jubelnden Beifall aus.
Das Mondscheinbaby steht!
1 Kommentar:
Hallo Pia,
das Mondscheinbaby hat nur für den perfekten Heiligabend-Auftritt geübt. Da sie es aufgegeben hat, dass sie das ganz allein proben kann und die Zeit bis zum Tag X eng wird, musste das sein.
Am Heiligen Abend will Mondscheinbaby nämlich richtig loslaufen. Direkt auf den groooooooooßen Weihnachtsbaum zu, den ihr hoffentlich für sie aufstellt. Dort hängen dann nämlich diese wundervollen Spiegel-Kugeln, die sie aus der Nähe betrachten und sich eine mopsen will.
Ich freue mich mit euch und drücke dich ganz fest!!!
Liebe Grüße
Deine Stempelperle
Kommentar veröffentlichen
Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...