Dienstag, 28. August 2012

Eine (Haus-)Bestellung beim Universum: Teil 1

So, Universum!,
sagte ich, am Abend nachdem ich sicher wusste, dass Mamalu ihr Haus in Deutschland verkaufen würde, nach oben, Richtung Vollmond... obwohl, das ist eigentlich quatsch, denn das Universum ist schliesslich überall ... in die unendlichen Weiten des sterneerleuchteten Nachthimmels.
"Jetzt bist Du dran."
Ohne Punkt und Komma, und ohne allzu viel nachzu denken, gab ich meine Bestellung auf.
Zur Bestärkung zählte ich die Kriterien meiner Bestellung beim Universum an meiner linken Hand ab.
Daumen:
'Wir brauchen ein Haus, groß genug, um den ganzen Rassel den Mamalu aus Deutschland nach Frankreich mitbringen will, unterzubringen. Mit Keller ...  ja, ich weiss, den gibt es nicht so oft in der Normandie, schau halt mal, was du machen kannst ... und oder eine große Garage wären nett. Am liebsten wäre mir ehrlich gesagt aber beides.'
Zeigefinger:
'Das Haus sollte ebenerdig sein oder zumindest eine gut begehbare Treppe haben. Dann können wir später mal so einen elektrischen Stuhl einbauen lassen. Eine schon vorhandene Einbauküche hätte ich bitteschön auch gerne.'
Mittelfinger:
'Ein Schlafzimmer unten wäre optimal.'
Ringfinger:
'Zentralheizung sollte es haben. Die französische Manie alles mit elektrischen Heizkörpern und Kamin zu heizen, ist definitiv nichts für unsere leicht frierende Mamalu. Ich glaube kaum, dass ich sie mit ihren 82 Jahren dazu überreden kann, nochmal mit dem Holzhacken anzufangen.'
Kleiner Finger:
'Preislich darf es unseren Rahmen nicht sprengen.'
Ich überlegte kurz und umgriff mit der linken Hand den Daumen der rechten Hand:
'Das Haus sollte von uns aus, in maximal 5 Autominuten zu erreichen sein. Im günstigsten Fall, auf dem Weg von unserem Dorf nach  Pont Audemer liegen, so dass ich jeden Tag schnell vorbei fahren kann.'
Zeigefinger:
'Das Grundstück muss groß genug und teilbar sein, damit Kleine Tochter und ihre Familie in ein paar Monaten dort ein zweites Haus bauen können, um sich gegebenenfalls um Mamalu kümmern zu können.'
Mittelfinger:
'Das Haus sollte in einer ruhigen Gegend liegen aber nicht zu abgeschieden. Nachbarn wären nett, aber die sollen ihr nicht auf den Grill spucken können.'
Ringfinger:
'Im Idealfall ist der Garten schon angelegt, hat einen Gartenteich, damit wir ihre dussligen Goldfische (30 Stück!) mit umziehen können und ist hundeausbruchssicher eingezäunt.'
Nachdenklich rieb ich den verbleibenden kleine Finger. Mehr wollte mir im Moment partout nicht einfallen.
'Ich bin durchaus bereit, den ein oder anderen, wohlgemerkt kleinen! Kompromiss einzugehen, wenn der Rest stimmt.'
Ich überlegte noch einen Moment und rief mit einem Augenzwinkern hinterher:
"Und wenn mir noch was einfällt, sag ich Euch Bescheid."
In den darauf folgenden Tagen gingen Große Tochter, Kleine Tochter und ich, inklusive Mondscheinbaby zum Makler unseres Vertrauens und obwohl er uns wirklich schöne Häuser anbot, war immer eines der wichtigsten Kriterien, die ich bei der Bestellung ans Universum als Voraussetzung angegeben hatte, nicht dabei.
Entweder war das Haus zu weit weg, oder aber die Treppe in die oberen Stockwerke glich einer Hühnerleiter. Dann wieder lag das Haus an einer verkehrsreichen Straße, auf der zu allem Überfluss auch die Laster von der Nationalstrasse ins Tal donnerten.
Oder aber der Garten war schön, aber das Innenleben des Hauses glich einem Sarg.
Dann gefiel es wieder mir, aber den Kindern nicht, oder umgekehrt.
Dann hatte es wieder einen schönen Goldfischteich, aber lag so einsam und verloren, dass man nachts die Füchse husten hören würde oder aber die Nachbarn waren so nah dran, dass sie nicht nur auf den Grill spucken konnten, sondern sich auch gleich an der Konversation beteiligten konnten.
Aber ich kenne die Kraft meines Universum, und ich wusste, dass unser "Mamalu-Traumhaus" irgendwo, ganz in der Nähe, auf uns wartete und wir nur an falscher Stelle suchten.
Wir gingen zu einem anderen Makler.
Der bot uns ein sehr modernes, vor ein paar Jahren neu gebautes Haus oberhalb des Marais Verniers an. Der Blick vom Wohnzimmer über das Seinetal war atemberaubend. Mamalu liebt es in die Weite zu schauen und auf den ersten Blick erschien es, als hätten wir das Mamalu-Traumhaus gefunden.  Das Grundstück war teilweise bepflanzt und gut eingezäunt.  Auf der einen Seite hatte es sogar zwei Gartenteiche, die aber leider ziemlich vergessen von Massen von Enten und Gänsen bevölkert wurden, die bei unserer Ankunft einen mächtigen Radau machten.
Diese Seite des Gartens gefiel mir jetzt nicht wirklich, aber das Grundstück wäre gut zu teilen, lag an einer wenig befahrenen Strasse und wenn wir alle die Ärmel hochkrempeln würden, wäre das Aufräumen des teilweise verwahrlosten Gartens ein Kinderspiel.
Das Haus war großzügig, hatte eine riesige Garage und eine gut begehbare Treppe.
Die Heizung war elektrisch. Kein Keller.
Hmm! Hier hatte das Universum wohl eine kleine Bestelländerung vorgenommen
Aber ich ich hatte ja gesagt, ich gehe den ein oder anderen Kompromiss ein.
Alles in allem allen gefiel uns das Haus.
Es war wie gesagt neu, großzügig, licht durchflutet, mit einer funkelnagelneuen Einbauküche und außer kosmetischen Dekorationsarbeiten, war für das nächste Jahrzehnt keine strukturellen Renovierungsarbeiten voraus zu sehen.
Der Garten war jetzt nicht unbedingt der Burner und würde ersteinmal gründlich aufgeräumt werden müssen, aber es standen schon ein paar Apfelbäume auf der Wiese, die im Frühling sicherlich lieblich, typisch normannisch, blühen würden.
Kleine Tochter war total begeistert und sie sah uns im Geiste dort schon alle zusammen Weihnachten feiern.
Ich war noch nicht hundertprozentig überzeugt, aber wir hatten jetzt schon soviele Häuser angeschaut, dass mir der Kopf schwirrte und im grossen und ganzen war das Haus, mit ein paar Abstrichen, eigentlich das was wir suchten.
Spontan rief ich meine Mutter an, setzte mich zwei Tage später ins Auto um sie aus dem 750 km entfernten Darmstadt zu holen, damit sie sich das Haus anschauen konnte und sie, sollte ihr das Haus gefallen den Verkaufsvorvertrag unterschreiben konnte.
Wir kamen Freitags zurück, am Samstag war die Besichtigung und am Sonntag war Polen offen.

3 Kommentare:

grain de sel hat gesagt…

Spannend, spannend...

Foto von Haus folgt? Du hast uns schließlich neugierig gemacht!

schlotterbecksche hat gesagt…

Jetzt ha ich aber gestaunt!!!! Ja kommst du denn aus Darmstadt?????

LG Petra

Bille hat gesagt…

Äeehhh... ein Cliffhänger, wie gemein!
Das mit dem elektrischen Stuhl würde ich mir noch mal überlegen. Das hat die Mama nicht verdient.

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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