Mittwoch, 26. November 2008

Es gehört zum guten Ton

Mein Mann rief mich gestern Abend ziemlich ungehalten aus dem Büro an. Auf meine Frage, welche Laus ihm denn über die Leber gelaufen sei, brach es aus ihm heraus: "Es ist ja wieder mal so typisch! Kann man mir einmal verraten warum hier in Frankreich die Leute immer erst kurz vor Weihnachten aufwachen und dann meinen, sie müssten noch vor Jahresende all das abarbeiten, wozu sie eigentlich das ganze Jahr über Zeit gehabt hätten. Himmel und Herrschaft! Wenn das so weiter geht, stelle ich mir ein Feldbett im Büro auf. Nach Hause gehen lohnt sich nämlich bald nicht mehr!"
Ich habe den ganzen Sommer über in einem Hotel gearbeitet und hatte somit keine Zeit Scrapbooking Kurse zu geben. Nun ist die Saison zu Ende und gestern hatte ich, das erste Mal wieder, meine Schüler um den Küchentisch versammelt. Wie gesagt, Weihnachten steht vor der Tür und Traditionen waren im Gespräch.
Quasi über diesen Umweg kamen wir auf das Thema "sich Zeit lassen" zu sprechen.
Es stimmt schon: hier in Frankreich ticken die Uhren einfach ein bisschen anders.
So ist es zum Beispiel total normal die winterlichen Grußkarten bis zum Ende Januar zu verschicken. Wenn ich am 31. Januar noch eine Karte mit Glückwünschen für das neue Jahr bekomme, ist das durchaus im Bereich des "Guten Tons"
Dafür sind meine geliebten Franzosen eine ganze Ecke schneller was den Weihnachtsbaum aufstellen betrifft. Kaum ist hier der erste Dezember vorbei, werden die Baumärkte gestürmt, Bäume gekauft und im Wohnzimmer platziert. Jedesmal, wenn ich erzähle, dass der Weihnachtsbaum traditionell in Deutschland erst am 24. aufgestellt wird, schaue ich ihn ungläubige Augen und höre ein: "Na, dann loht sich das Weihnachtsbaum aufstellen doch gar nicht!"
Ich erkläre dann, dass wir das über die Adventssonntage kompensieren.
Oder Nikolaus.
Aha!
Wieder werde ich mit einem verwunderten Gesichtsausdruck konfrontiert.
Ja von Nikolaus hat man schon was gehört, aber Advent? Was ist das denn?
Ja ja.. die Uhren ticken definitiv anders in good old Froonkreisch.
Im August liegt die Wirtschaft lahm, weil alle in den Urlaub fahren.
Im September konzentriert man sich auf die Rentrée - der Beginn des neuen Schuljahres, der viel Kraft und Zeit in Anspruch nimmt.
Im Oktober erholt man sich von der Rentrée und kaum hat man das geschafft, gilt es die großen "Ponts" - also die Feiertagswochenenden wie Toussaints (1.Nov) und Armistice (11.Nov) zu bewältigen.
Und da fragt sich mein Mann warum die Arbeit liegen bleibt?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...