Dienstag, 20. Januar 2009

Die Freuden des normannischen Landlebens - nachts um 3

Ich brauche keinen Wecker neben meinem Bett.
Meine Hunde wecken mich auf die Minute genau, jeden Morgen, viertel nach sechs.
Selbst wenn ich mitten in der Nacht aus dem Schlaf schrecken sollte, interessiert mich die Zeit herzlich wenig. Warum mein Mann darauf besteht, die Uhrzeit wissen zu wollen, wenn er nachtsüber aufwacht, bleibt mir ein Rätsel. Solange es dunkel ist, die Hunde nicht wedelnd und hechelnd vor der Bettkante stehen, darf ich weiterschlafen. Punkt.
Nicht so gestern Nacht.
Die entsetzlichen, markerschütternden Schreie direkt unter meinem Schlafzimmer ließen mich sehnlichst wünschen, ich hätte ausnahmsweise mal eine Uhr auf meinem Nachtischkasten liegen. Vielleicht einfach nur, um über diese profane Alltäglichkeit mein Herzrasen zu beruhigen und um mich zu vergewissern, dass ich nicht doch im nächtlichen Horrorkino gelandet war.
Ich schälte mich hektisch aus dem Bett und torkelte schlaftrunken zum Fenster, um der Ursache des grässlichen Spektakels direkt vor unserem Haus auf den Grund zu gehen.
Ich steckte den Kopf in die eisig frische Nachtluft und lauschte angestrengt nach draußen.
Es herrschte Totenstille.
Nichts rührte sich mehr.
"Muss eine Eule gewesen sein, die einen Hasen erwischt hat" dachte ich mir und nachdem ich das Fenster wieder verschlossen hatte und wieder unter die noch warme Bettdecke geschlüpft war, versuchte ich, über den armen kleinen Hasen trauernd, wieder einzuschlafen. Ich hatte die Rechnung ohne meine nächtlichen Besucher aus der Albtraumszene gemacht. Kaum hatte ich die richtige Einschlafposition gefunden, ging der Terror wieder los.
Die Laute, die von draußen in mein Schlafgemach drangen, waren so schaurig, dass es sich nur um ein, in Todesangst schreiendes Tier handeln konnte. So ein Zwischending  zwischen jaulender Katze und panischem Schwein.
Ich dachte mit Schrecken an meine Stubentiger, die nicht immer alle im Haus schlafen.
Ich schnellte wieder aus dem Bett, machte mir nicht einmal die Mühe etwas anzuziehen, sondern rannte in Windeseile die Treppe herunter. Im Vorbeirennen weckte ich meine große Tochter, die mir bei meinen Mini Tragödien immer unerschütterlich zur Seite steht.
Unten angekommen, griffen wir nach der funkelnagelneuen LED Black und Decker Taschenlampe. Das ist eine von der Sorte, die, wenn man das Pech hat, sie aus Versehen beim Einschalten ins Gesicht zu drehen, für eine mindestens halbstündige Erblindung sorgt.
Mit dem gleißenden Licht der Lampe als einzigen Schutz stürzten wir vor die Tür.
Pechschwarze Nacht umhüllte uns.
Die Schreie waren nicht mehr direkt vor dem Haus, aber immer noch nahe genug, um uns das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Der Gedanke nach einem malträtierten, leidenden, ja wenn nicht sogar blutüberströmten Tier trieb uns voran. In dünnen Mininachthemden mit Holzclogs an den Füssen, hechteten wir über den aufgeweichten Lehmboden unserer Pferdeweide, den sich nun zügig entfernenden Lauten hinterher. Der Riesenmaulwurfhügel ungeachtet, stolperten wir durch die dunkle Nacht, und erst als ich mich beinahe der Länge nach hingelegt hätte, gaben wir auf. Wir waren am Ende unseres Grundstücks angekommen und die schrillen Laute kamen aus dem, mit verrostetem Stacheldraht umzäunten Nachbargrundstück. Das arme Tier, welches mit Sicherheit dem Tode geweiht war, war nicht mehr zu retten.
Zumindest nicht von uns.
Wieder im Haus, kontrollierte ich all unsere Katzen. Alle waren da und schliefen zusammengerollt auf ihren verschiedenen Lieblingsplätzen.
Gott sei Dank!
Am nächsten Morgen ernteten wir ungläubige Blicke, als wir von unsere nächtlichen Eskapade berichteten. Wie um alles in der Welt sollten wir auch die furchterregende Grässlichkeit der Schreie beschreiben.
 Doch noch am gleichen Abend bekam der Rest der Familie die Gelegenheit mit dem unbekannten Ungeheuer, zumindest akustisch, Bekanntschaft zu schließen. Im Gegensatz zur Nacht davor, waren wir noch nicht im Bett und die Gummistiefel standen neben der Tür. Mit einem vor Angst schlotternden Sohnemann im Schlepptau, hechteten wir, natürlich wieder mit unserer Superduper Taschenlampe bewaffnet,  über den weitläufigen Wiesen unseres Gartens.
Im Licht der Taschenlampe leuchteten uns drei Augenpaare unheimlich aus der Dunkelheit an. Sie schienen nicht sonderlich ängstlich, sondern entfernten sich immer nur soweit, dass der Kegel der Taschenlampe sie nur noch über die leuchteten Augen erreichen konnte.
Sohnemann klammerte sich an meinen Mantel. „Mammi was ist das?“
Wieder im Haus, diskutierten wir die unheimliche Begegnung der dritten Art.
Hund und Katze schlossen wir definitiv aus.
Die naheliegendste Vermutung waren...... Füchse?
Aber gleich drei auf einen Schlag?
Und machen die wirklich einen so entsetzlichen und furchterregenden Radau.
Ich dachte eigentlich ein Fuchs bellt, ähnlich wie ein Hund oder ein Wolf?

Ach ja! Die Freuden des Internets
Kaum waren wir unsere Vermutung halbwegs sicher, ließen wir sie uns von den Weiten des WWW bestätigen. Gigantisch was man da so alles findet. Ein bisschen gruseln gefällig?
Dann hört doch mal hinein in das „Fuchsgebell“ Und dann versteht Ihr, warum ich nachts um drei bald mein Nachthemd abgegeben hätte
http://www.jagd.it/stimmen/indexsauegetiere.htm

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