Die Fahrt war lang aber schön.
Ich hatte Glück mit dem Wetter.
Immer da wo ich gerade war, waren die Wolken zwar zu einer großen grauen Wetterfront zusammengekuschelt, aber mich verschonten sie mit ihrem Regen und so fuhr ich auf den rollschuhglatten Asphaltschlangen Frankreichs, in aller Ruhe, Richtung Deutschland. Eigentlich wollte ich ganz zeitig losfahren, um so dem Verkehr auf der Périphérique zu umgehen; doch Dunkelheit, Regen und mich blendende Scheinwerfer ließen mich, nach Rücksprache mit meinem Göttergatten, erst gegen gemütliche 10H losfahren.
Er sollte recht behalten.
Die "Périph" ist um die Mittagszeit zwar voll, aber der Stop and Go hält sich in Grenzen und ich brauchte um Paris herum nur 10 Minuten länger als sonst.
Ich liebe die A4 und es ist mir heute unbegreiflich, wieso ich diese Autobahn in meinen ersten Jahren in Frankreich als tödlich langweilig empfunden habe.
Vielleicht liegt es daran, dass ich mich in den weiten, leicht welligen Hügeln der Champagne, in der niemals das gleiche Licht herrscht, nicht mehr so einsam fühle wie damals, als ich aus dem eng bebauten und hektischen Deutschland kam. Die Dörfer liegen kilometerweit auseinander und sind oft so klein, dass man sie nur am Kirchturm als solche erkennt. Hier und da sieht man ein einsames Gehöft oder Gestüt und es macht Spaß nach ihnen Ausschau zu halten und sich das Leben der Bewohner vorzustellen.
Noch keine fünf Minuten in Deutschland, erinnere ich mich wieder, warum ich mittlerweile ohne Murren die horrenden Mautgebühren bezahle. Auf der A4 gibt es keine Schlaglöcher, keine Baustellen, keine permanent wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen, keine Raser und kein Nachrichtenfunk der all viertel Stunde mindestens genau solang über die Staus in ganz Deutschland berichtet.
Ich liebe SWR3, und höre es zuhause auch oft übers Internet... aber was interessiert mich ein Stau in Köln, wenn ich ich gerade an Saarbrücken vorbeifahre? Und sollte ich auf die Idee kommen, nach Köln fahren zu wollen...bis ich dort ankomme ist der Stau sowieso wieder weg oder ich quäle mich gerade an einer Baustelle bei Frankfurt vorbei.
Sorry Germany, das haben die Franzosen besser drauf.
Der Sender 107,7FM begleitet mich einmal quer durch das Franzenland, ich empfange aber immer nur die Nachrichten bezüglich des Landstiches, durch den ich gerade fahre.
Nun wie dem auch sei.
Von der Grenze aus sind es nur noch sage und schreibe 160 Kilometer bis in meine Geburtsstadt und auch wenn mir dieser Teil der Fahrt doppelt so anstrengend vorkommt, wie die vorher schon gefahrenen 600 Kilometer, erreiche ich ich gegen 6 Uhr abends mein Ziel. Meiner Mutter bricht in Tränen aus als sie mich sieht und ich bin heilfroh, dass ich es möglich machen konnte zu ihrem 80. Geburtstag zu kommen. Da es aber bis zuletzt auf der Kippe stand, hatte ich ihr nichts gesagt und so war die Überraschung perfekt als sich der vermeintliche Blumenbote als ihre einzige Tochter herausstellte.
1 Kommentar:
Ich habe mir gedacht, dass dir die A4 vielleicht jetzt auch darum gefällt, weil es für dich eine Art Heimatgefühl ist. Zumindest würde es mir so gehen.
Es gibt doch keine größere Freude, als die unerwartete. Da hast du deiner Mutter eine schöne Freude gemacht.
Alles Gute wünsche ich dir weiterhin in Frankreich.
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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...