Es ist wieder soweit.
Weihnachten steht vor der Tür.
Ich muss an dieser Stelle meiner kleinen, französischen Stadt ein ganz dickes, fettes Lob aussprechen. Meine Güte, haben die sich dieses Jahr ins Zeug gelegt!
Es glitzert… und leuchtet… und strahlt… an allen Ecken und Enden der Stadt. Selbst die Schaufenster der Geschäfte bersten geradezu mit überschwänglicher Weihnachtsverzierung.
Auch haben, so kurz vor Weihnachten, schnell noch ein paar neue Geschäfte aufgemacht.
Das erste scheint direkt aus England importiert und hat mich und meine kleine Tochter in wahre Begeisterungsstürme ausbrechen lassen. Aus unseren Mündern hörte man nur Ahs und Ohs und begeisterte Hach-guck-doch-mal.
Auf zwei Etagen, innen in edlem Grau und Weiß gehalten, vollgestopft mit so vielen wunderschönen, herrlich unnützen Dekorationsartikeln, von der witzigen, kugelrunden Teekanne bis hin zum Wandgemälde, hatte ich das Gefühl, eine kleine, vorwitzige Fee, hätte uns eben mal kurz auf die britischen Inseln gebeamt.
Das zweite, ein Spielzeugladen, randvoll gefüllt mit bunten Holzspielartikeln, erinnert mich irgendwie an den Holzschnitzer Geppetto. Man hat den Eindruck, Pinocchio kommt jeden Moment um die Ecke.
Ob sich die Geschäfte auch noch nach dem Weihnachtsrausch halten können, werden wir sehen. Leider machen die „neuen“ Geschäfte meist genauso schnell wieder zu, wie sie aufgemacht haben. Der Franzose ist ein Traditionstier und braucht relativ lange, bis er sich an etwas Neues gewöhnt hat. Als neuer Geschäftsinhaber verlangt es einen sehr langen Atem und auch den nötigen finanziellen Rückhalt, bis sich das Misstrauen der Kunden in Akzeptanz oder sogar Liebe verwandelt.
So habe ich vor ein paar Tagen bemerkt, dass der, vor eins zwei Jahren aufgemachte Mosaikladen und ein Steingutladen schon wieder verschwunden sind. Auch an dem Fenster des Nagelstudios auf der Hauptstraße steht geschrieben: pas-de-porte à vendre, was soviel heißt wie: es steht zwar nicht das Geschäft selbst, aber die Nutzung der Räumlichkeiten zum Verkauf.
Drei Läden in einem Jahr - das ist schon heftig.
Von diesem Wehmutstropfen aber abgesehen, hat sich meine kleine Stadt, versteckt im Dreieck zwischen Rouen, Le Havre und Caen, zu einem richtigen „Bijou“, einem Juwel entwickelt.
Als wir hier vor über 20 Jahren ankamen, war Pont Audemer zwar niedlich, aber auch hoffnungslos heruntergewirtschaftet. Man versuchte sich gerade damit abzufinden, dass eine der größeren Fabriken, die jahrhundertealte Eisengießerei (nur wenige Jahre darauf auch noch die Papierfabrik) auf immer ihre Pforten schließen musste und hunderte Menschen arbeitslos wurden. Für eine Kleinstadt wie Pont Audemer kann so etwas der Todesstoß werden. Die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit breiten sich wie eine Welle auf all die kleinen Geschäfte im Zentrum aus. Wer kein Geld hat, kann nicht mehr einkaufen und die Einzelhandelsgeschäfte bekamen es selbst mit der Angst zu tun. Weihnachtsdekoration war zu dieser Zeit ein paar wenige, sehr müde Lichterketten und der ein oder andere verstaubte Plastiktannenzweig. Ich erinnere mich, wie ich in den ersten Jahren mächtig Heimweh nach unseren deutschen Weihnachtsmärkten bekam. Da nützte auch die plärrende Weihnachtsmusik aus den schnarrend klingenden Lautsprechern nichts.
Ich war heilfroh, wenn der Spuk endlich wieder vorbei war.
Aber wie ein kleiner Phoenix aus der Asche und mit Hilfe einiger kluger Köpfe im Rathaus, besann man sich auf das touristische Potential und fing an, umzudenken. Heute nennen wir viele neue, teilweise exotische bepflanzte Kreisel unser eigen, die dafür sorgen, dass der Verkehr flüssig um die Stadt gelenkt wird. Der Tourismus, der sich in den letzten Jahren breit gemacht hat, sorgt dafür, dass der Rubel wieder rollt und die Geschäftsleute den wiederum in Weihnachtsschmuck investieren.
Man kann zurzeit nicht umhin, wie ein kleines Kind, mit offenem Mund durch die Straßen zugehen.
Auch wenn ich den blauen Lichterhimmel, der sich die ganze, lange Rue de République entlang zieht immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig finde, so ist abends der Rest der Straßen in wunderschönes, schillerndes, weißes, weihnachtliches Licht gehüllt.
Jetzt fehlt mir eigentlich nur noch der Duft von Glühwein und Lebkuchen und ich wäre restlos häppy!
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