Sonntag, 13. Dezember 2009

Wenn die Spezialisten zu spezialsiert sind

Ich habe eine ganz liebe Hausärztin.
Sie ist noch eine von der Sorte, wie es sie in den schnulzigen Vorabendserien im Fernsehen gibt.
Landärztin Frau Doktor Sowieso: nett, freundlich, immer ein offenes Ohr, mit genügend Zeit für mich, und sie hat - ist in meiner kleinen Normandie nicht immer selbstverständlich- mit alternativen Heilmethoden kein Problem.
Kritisch wird es für mich nur dann, wenn sie glaubt, mit ihrem Latein am Ende zu sein und mich an einen Spezialisten weiterleitet.
Jetzt mal abgesehen davon, dass sich all die Rheumatologen, Dermatologen, Postologen und  sonstige ....olologen im jeweils 40 km entfernten Rouen, Lisieux, Deauville oder Le Havre tummeln und dementsprechend meist ein ganzer Tag verplant ist, kann ich nicht umhin mich zu fragen, ob sich diese ganze Spezialisiererei wirklich lohnt. Was ich dort in den letzten Jahren an "Hilfe" bekommen habe, hätte ich mir sparen können.
Von den ach so kompetenten "Spezialolologen" wurde ich gescannt, geröngt, gecomputertomographiert, massiert, gestreckt, gespritzt und mit Tabletten so vollgepumpt, dass mich die Nebenwirkungen prompt wieder zu einem Spezialisten beförderten, der dann, wie seine Kollegen vor ihm, mich wieder aufs Neue scannte, röntgte und computertomographierte. Auf die Idee die Beipackzettel meiner Medikament mal genauer durchzulesen, um eventuelle Nebenwirkungen abzuchecken, kam der gute Mann erst gar nicht. Ganz im Gegenteil. Was und wieviel ich an Tabletten in mich hineinschluckte, schien er nicht wirklich wissen zu wollen. Ehe ich mich versah hatte ich wieder eine Überweisung am Hals die mich durch die Röhre - und das meine ich jetzt wortwörtlich- schauen lies.
Und da fragen sich die Franzosen alle ganz verwundert, warum die "Securité Sociale" kurz vor dem Konkurs steht?
Nach 2 Jahren Odysee hatte ich die Schnauze gestrichen voll und heute lebe ich, mehr oder weniger glücklich, mit meinen Rückenschmerzen. Ich tröste mich mit der Tatsache, dass ich dieses Los mit tausend anderen Mitmenschen teile. Heute weiss ich, dass mein Rücken der Gradmesser für mein seelisches Gleichgewicht ist. Wird der Druck zu gross, protestiert er lautstark. Reduziere ich den Druck, beruhigt sich mein Rücken wieder.
Was mich dabei eigentlich wirklich ärgert ist, dass ich das ganz alleine heraus finden musste. Keiner der Spezialisten kam ein einziges Mal auf die Idee zu fragen, was in meinem Leben so abgeht. Statt dessen wurde ich mit medizinischen Ausdrücken bombardiert und mit Tabletten so zugedröhnt, dass mir Hören und Sehen verging.

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