Mittwoch, 17. Februar 2010

Dolce und Gabbana auf der Nase – Nein Danke!

Spätestens dann, wenn das Licht immer dunkler und die Schrift beim Lesen immer kleiner wird, ist es an der Zeit, sich zum Augenarzt zu begeben, um sich eine neue Brille verschreiben zu lassen.
Ein Anruf genügt und man wird, von der nicht gerade eben überfreundlichen Sprechstundehilfe des einzigen Augenarztes in Pont Audemer, auf die 6 Monate lange Warteliste gesetzt.
Wenn man Glück hat.
Manchmal ist Madame auch so schlecht gelaunt, dass sie Anrufer schon abwürgt bevor diese überhaupt erst Luft holen können.
Doch dieses mal hatte ich Glück und bekomme im Sommer 2009 eine Termin für Februar 2010.
Ich harre also der Dinge und freue mich darauf, dass auch die längste Wartezeit irgendwann einmal vorbei ist.
Währenddessen krebse ich mit meinem alten, nicht mehr ganz funktionellen und schon leicht altmodisch angehauchten Nasenfahrrad vor mich hin. So wird beim scrapbooken das Schneiden von Papier immer öfter zum gefährlichen Abenteuer für meine Fingerkuppen und beim Lesen werden meine Arme immer länger.
Endlich sind die langen Monate vorbei und ich gehe fröhlich, an der immer noch nicht so fröhlichen Sprechstundenhilfe vorbei, ins Wartezimmer.  Ich werde nie verstehen, warum manche Menschen meinen, ihren Beruf so mürrisch ausüben zu müssen.
Wie heißt ein schottische Sprichwort so schön?
Ein Lächeln ist billiger als Strom und macht mehr Licht.
Die arme Frau am Schreibtisch in der Augenarztpraxis sitzt wohl permanent im Dunkeln.
Kaum eine halbe Stunde später komme ich aus der Praxis wieder heraus, verbanne die unfreundliche Sprechstundenhilfe aus meinem Gedächtnis und halte ehrfürchtig mein Rezept für eine neue Brille in der Hand.
Erste Hürde ist geschafft – auf zur zweiten.
Wir haben erstaunlich viele Optiker in Pont Audemer. 
Gerechnet an der Einwohnerzahl wundert es mich, dass die alle überleben können.
Die Optiker lassen sich mit ihren Angeboten nicht lumpen. Fast überall gibt es Extras und man hat die Qual der Wahl.
Da ich gerne was Neues ausprobiere, gehe ich spontan zu dem neuen Geschäft in der Einkaufsmeile bei Carrefour.
Tolle Brillen gibt es da.
Fast jeder Designer der was auf sich hält, macht heute nicht nur in Parfüm sondern  auch in Brillen. Rayban ist tot – hoch lebe Dolce und Gabbana und Co.
Ich aber, will eine einfache schwarze Brille.


Die Betonung liegt auf einfach.
Stil: seriöse Sekretärin.
Ohne Schnickschnack.
Und vor allem, ohne überdimensionale Werbung an meinen Schläfen.
Nichts gegen Dolce und Gabbana und den Rest dieser verrückten Designer Clique,  aber die Brillen sind in meinen Augen einfach nur eine Beleidigung für jedes Gesicht. 
Mal ganz davon abgesehen, dass jede zweite Kassiererin bei Carrefour, Intermarché und Leclerc  so ein Gestell auf der Nase ihr eigen nennt, machen sie auch noch freiwillig Werbung für die überkandidelten Modefutzi.
Die wiederum lachen sich gleich doppelt in Fäustchen. Verdienen sie so nicht nur Geld an ihren verkauften Gestellen, sondern bekommen ein ganzes Heer von freiwilligen Werbeträgern gleich mit.
Unbezahlt natürlich. Das versteht sich von selbst
Nichts gegen Kassiererinnen -  das ist ein durchaus ehrenwerter Beruf  - aber ich empfinde es als einen absoluten Widerspruch, wenn ich als Mindestlohnverdienerin so tue, als könnte ich mir eben mal so, locker flockig DG und Co leisten. 
Entweder man hat es (in dem Fall die Kohle) oder aber man hat es nicht.
Setze ich mir DG auf die Nase, dann brauche ich nicht als Verkäuferin bei Carrefour zu arbeiten, sondern verwöhne mich  in Sankt Moritz beim Après Ski mit Champagner.
Die noch sehr junge Verkäuferin im Optikergeschäft schaut mich ein bisschen verloren an, als ich ihr mein Veto zu Lacoste, Dior und Co ausspreche.  Leider hat sie mir keine normalen Brillen anzubieten. Fast überall prangt der Name des Herstellers überdimensional an den Bügeln.
Meinem Argument, dass ich meine Brille zum Schauen brauche und nicht als Werbeplakat durch die Gegend laufen möchte, hat sich nur ein „Tut mir leid“  entgegenzusetzen.
Und so verlasse ich unverrichteter Dinge wieder das „neue „ Geschäft.
Ein paar Tage später gehe ich Krys. Fielman gibt es bei uns nicht.
Welche eine Wonne.
Eine ganze Seite mit Brillengestelle ohne Initialen.
Da ich genau weiß was ich will, habe ich in Null komma Nix „meine“ Brille gefunden.
Einfach, schwarz, ohne Schnickschnack und zu einem Preis, der mir von meinem Hunderteuroschein sogar noch was übrig lässt.
Da freut sich meine Krankenkasse.
Auch die Gleitsichtgläser sind schnell ausgesucht und der Optiker versichert mir, ich müsse mich um nichts mehr kümmern. Die Absprache mit meiner Versicherung würden sie in die Hand nehmen und sie würden auch dafür sorgen, dass mein Portemonnaie nicht allzu sehr belastet werden würde.
Na das nenne ich doch mal Kundenservice
 Kaum zwei  Tage später kann ich meine Brille abholen.
50 Euro muss ich noch dazuzahlen.
Aber die zahle ich wirklich gerne.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Bin ich wieder mal total Deiner Meinung.
Übrigens finde ich auch die Mode mit den dicken, schwarzen (oder auch andersfarbigen) Bügeln unmöglich: Habe bis jetzt noch niemanden gesehen, dem die stehen, sie sehen so streng aus!
Als ich auf unserer Deutschlandfahrt neulich meine Brille zerbrach, kaufte ich eine in der Apotheke am Bahnhof Gare de l'Est: FAST unmöglich, nicht dicke Bügel zu haben!
Also musste ich mich mit mitteldick begnügen...

Tschüss bis demnächst

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