Dienstag, 9. Februar 2010

Französische Logik ist nicht immer logisch… zumindest für den Rest der Welt

Mit der Logik nehmen es die Franzosen nicht immer so genau.
Wer sich in Frankreich schon mal darauf verlassen hat, dass die butterblumengelben Straßenschilder „Deviation“ (= Umleitung) auch tatsächlich dahin zurück führen, wo man sich vorher befand, wird herbe enttäuscht.
So kann es durchaus geschehen, dass man wegen einer Baustelle von der Straße in die Pampa geleitet wird, und nachdem man ein paar Mal rechts und dann wieder links und dann wieder rechts umher geleitet wurde -schließlich muss man ja dafür sorgen, dass der Ortsfremde völlig die Orientierung verliert -  hören die Schilder einfach auf.
Man steht dann sozusagen im Nirgendwo.
Man hat keinen Schimmer  wo zum Teufel man gelandet ist und verflucht sich selbst, weil man doch sicherlich irgendwo, irgend so ein dussliges Deviationsschild übersehen haben muss.
Dass die Baustellenarbeiter nicht immer genügend Schilder im petto haben und ergo einfach irgendwann auf die Ortskenntnisse der Fahrer vertrauen - „ Ach, ab hier finden die das schon alleine!“ -  glaubt man erst, wenn man mehr als einmal in die Umleitungsfalle getappt ist.
Oder wenn man, wie ich, ganze Scharen von aufgebrachten ausländischen Urlaubern beruhigen muss, wenn sie völlig entnervt im Hotel, in dem ich im Sommer arbeite, eintrudeln.
Als wir vor knapp 23 Jahre in unser zweites Haus umzogen und unseren Freunden, Verwandten und Bekannten die Adressenänderung zukommen ließen, war die Verwirrung groß.
Als Adresse gab es da nämlich nur unseren Namen.
Dann folgte der Dorfteil.
In unserem Fall "Hameau de la Croisée", was übersetzt soviel heißt wie „der Kreuzweiler“ .
Dann die Postleitzahl und der Dorfname.
Fertig war die Adresse.
Zu großer allgemeiner Verwunderung gab es weder einen Straßennamen, noch eine Straßennummer.
Die Post kam trotzdem immer an.
Manchmal genügte auch nur der Familienname und das Dorf.
Der Postbote kennt seine Pappenheimer.
Dieses System ist für Lieferanten nicht besonders effizient –die kennen die Pappenheimer nämlich nicht - und manchmal irren die armen Fahrer stundenlang im Dorf herum.
Nach etlichen Jahren hatte man ein Einsehen und wir bekamen – oh wie modern -  Straßenschilder.
Viel geholfen hat es den Lieferanten nicht.

Zwar wussten die nun, wann sie sich in der richtigen Straße befanden, da sich aber niemand die Mühe machte, den Familiennamen an den Briefkasten zu befestigen, wenn der überhaupt vorhanden war,  irrte der gute Mann trotzdem von Haus zu Haus und suchte verzweifelt nach Monsieur und Madame Dupont.
Vor ein paar Wochen flatterte ein Brief von der Mairie ins Haus.
„Wir freuen uns Ihnen mitteilen zu dürfen“ – hieß es da- „dass wir Ihnen zu Neujahrs-beginn eine Hausnummer zuteilen werden. Bitte holen sie sich das Nummernschild in ihrer Mairie ab und befestigen sie es so, dass es für alle ersichtlich ist“.
Schade eigentlich, dachte ich, als ich mit meinem neuen Nummernschild, Nr.14, in der Tasche wieder nach Hause fuhr.
Irgendwie geht eine Ära zu Ende.
Erst Straßennamen... und nun auch Straßennummern.
Das ist irgendwie so….normal.
Aber gut! Die Lieferanten wird’s freuen.
Dachte ich.
Ich hätte es ahnen müssen.
Die französische Logik schlägt auch hier wieder gnadenlos zu.
In jeder normalen Stadt, sogar in den französischen, hat man auf der einen Straßenseite die ungeraden und auf der anderen Straßenseite die geraden Nummern. So folgt die 10 der 8 und der 8 die 6.
Beispielsweise.
Fängt man unten in der Straße an, dann werden die Nummern immer höher. Will ich also in die 6 und befinde ich mich auf Höhe von 316, weiß ich, dass ich ganz schnell umdrehen muss.
Das ist logisch und erleichtert Suchenden das Leben ungemein.
Nicht so auf dem normannischen Land.
Hier ticken die Uhren nach völlig fremden Gesetzmäßigkeiten, die ich auch nach 25 Jahren immer noch nicht verstanden habe.
Hier folgt nämlich auf die Nummer 32 die Nummer 309... und auf die 309... die Nummer 72.
In ein und derselben Straße.
Irgendeine verdammte Logik muss doch dahinter stecken, dachte ich mir und kramte den Brief der Mairie aus meinen Unterlagen hervor.
Und tatsächlich: da steht schwarz auf weiß:
"Die Nummerierung basieren auf den Entfernungen zu den Kreuzungen."
Aha!
Und was ist, wenn ich in einer Strasse mehrere Kreuzungen habe?
Und wieso ist das eine Haus 32 Meter und das Nachbarhaus plötzlich 309 Meter von der Kreuzung entfernt?

Arme Lieferanten!
Hoffentlich haben sie in Zukunft ein Metermaß dabei.

2 Kommentare:

Bille hat gesagt…

Ach du lieber Himmel, das ist ja zum Davonlaufen!! :-)))

Frauke hat gesagt…

Hallo Pia,
ich liebe deinen Erzählstil und habe deshalb einen Award für dich. Schau doch mal auf meinem Blog vorbei.
LG Frauke

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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