Samstag, 15. Mai 2010

Ich habe (hatte) Rücken

Ich habe eine ganz liebe Hausärztin.
Sie ist noch eine von der Sorte, wie es sie in den schnulzigen Vorabendserien im Fernsehen gibt.
Landärztin Frau Doktor Sowieso: nett, freundlich, immer ein offenes Ohr, mit genügend Zeit für mich, und sie hat - das ist in meiner kleinen, sehr traditionellen Normandie auch nicht immer selbstverständlich - mit alternativen Heilmethoden kein Problem.
Kritisch wird es für mich immer dann, wenn sie glaubt, mit ihrem Latein am Ende zu sein und mich an einen Spezialisten weiterleitet.
Jetzt mal abgesehen davon, dass sich all die Rheumatologen, Dermatologen, Postologen und sonstige ....olologen im jeweils 30-40 km entfernten Rouen, Lisieux, Deauville oder Le Havre tummeln und dementsprechend meist ein ganzer Tag mit einem einzigen Arztbesuch eingeplant werden muss, kann ich nicht umhin, mich zu fragen, ob sich diese ganze Spezialisiererei wirklich lohnt. Was ich dort in den letzten Jahren an "Hilfe" für meinen Rücken bekommen habe, hätte ich mir das eine oder andere Mal echt sparen können.
Von den ach-so-kompetenten "Spezialolologen" wurde ich gescannt, geröntgt, gecomputertomographiert, massiert, gestreckt, gespritzt und mit Tabletten so voll gepumpt, dass mich die Nebenwirkungen prompt wieder zu einem Spezialisten beförderten, der dann, wie seine Kollegen vor ihm, mich wieder aufs Neue scannte, röntgte und computertomographierte. Auf die Idee , dass die Beipackzettel der Medikamente auch nicht immer der Schluss aller Weisheiten sind und das die ein oder andere Nebenwirkung ganz individuell und unerwartet auftauchen kann, kam der gute Mann erst gar nicht. Ganz im Gegenteil. Was und wie viel ich an Tabletten in mich hinein schluckte, schien er nicht wirklich wissen zu wollen. Ehe ich mich versah, hatte ich wieder eine Überweisung am Hals, die mich durch die Röhre - und das meine ich jetzt wortwörtlich- schauen lies.
Und da fragen sich die Franzosen alle ganz verwundert, warum die "Sécurité Sociale" kurz vor dem Konkurs steht?
Nach 3 Jahren Odyssee hatte ich die Schnauze gestrichen voll und heute lebe ich, mehr oder weniger glücklich, mit meinen Rückenschmerzen. Ich tröste mich mit der Tatsache, dass ich dieses Los mit tausend anderen Mitmenschen teile. Ich weiß, dass mein Rücken der Gradmesser für mein seelisches Gleichgewicht ist.
Wird der Druck zu groß, protestiert er lautstark.
Reduziere ich den Druck, beruhigt sich mein Rücken wieder.

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