Die Blogleser die mich eine Weile begleiten, wissen es schon:
Wir - also der Schottengatte und ich - sind nach Frankreich ausgewandert, als das Auswandern noch nicht modern war und man nicht automatisch von einem Sender wie Vox begleitet wurde.
Internet gab es vor 25 Jahren noch nicht und Fernsehen und Radio hören, war ausschließlich in der gallischen Landessprache möglich.
Meinem Französisch Verständnis hat das keinen Abbruch getan, im Gegenteil.
Insbesondere, da mich die grausame Bloßstellung meiner damaligen Französischlehrerin aus der Oberstufe, viele Jahre negativ begleitete. Vor allen Mitschülern warf sie mir bei der Notenbesprechung an den Kopf, dass ich im Großen und Ganzen eigentlich viel zu blond sei, um mich je in der wundervollen Sprache Molières, Maupassants und Dumas' ausdrücken zu können. Französisch 5 - setzen!
Nun - so ganz unrecht hatte sie nicht. Ich erinnere mich, wie ich in den ersten Jahren in Frankreich, bei Einkäufen, jedes Mal einen Zweihundert Francs Schein zückte, in der Hoffnung, der Verkäufer sei doch so ehrlich, mir das richtige Kleingeld zurück zu geben. Denn mit den Zahlen tat ich mir - und tue es teilweise heute noch - unendlich schwer und ich wäre nicht im Stande gewesen, das zurückgegebene Geld zu kontrollieren.
Es ist aber auch zu blöd: anstatt wie wir "siebzig, achtzig und neunzig" zu sagen, sagt der Franzose: sechzig und zehn, vier (mal) zwanzig, vier (mal) zwanzig und zehn.
Wenn mir der gute Mann aus der Metzgerei also mitteilte, ich schulde ihm für seine escalopes und côtes de porc (Schnitzel und Koteletts) beispielsweise 85 Franc et 75 Centimes, schoss mir das Adrenalin aus allen Poren, mein Gehirn verdichtete sich schlagartig und meine mathematischen Künste verflüchtigten sich subito.
Auf Französisch: quatre vingt cinq francs et soixante quinze centimes = auf gut deutsch, wortwörtlich übersetzt: vier zwanzig fünf Francs und sechzig fünfzehn Centimes.
Sorry!
Aber bei diesem unlogischen Zahlen-kauderwelsch versteht mein kleines deutsches Gehirn nur noch Bahnhof!
Der einzige Ausweg aus dieser, für mich brenzligen Situation, war, ihm einen Geldschein hin zuhalten, in der Hoffnung er sei groß genug, um alle Eventualitäten abzudecken.
Der Metzger wird wohl geglaubt haben, ich sei eine von den reichen Schicksen, die mit Hunderten nur so um sich werfen, um aller Welt zu zeigen wie viel Geld sie haben.
Ach wenn der gute Mann nur wüsste!
Aber wieder zurück zum Fernsehen und den französischen Radiosendern:
Mit denen hatte ich, und habe es heute auch noch, ebenso meine Probleme.
Womit ich mich am Anfang ganz und gar nicht anfreunden konnte war, dass die Moderatoren grundsätzlich nur im Doppelpack auftraten. Heutzutage ist das in Deutschland gleichermaßen gang und gäbe. Aber damals war es für mich noch eine absolutes Novum und sorgte bei mir regelmäßig zum kompletten Sprachen-unverständnis, wenn sich die Moderatoren, in der für die Franzosen üblichen Überschallgeschwindigkeit, die Redebälle zuwarfen.
Auch heute noch nervt es mich tierisch, wenn der berühmte Radiosender NRJ mit mitunder vier Moderatoren einen gefühlten Quasselmarathon veranstaltet, bei dem man pro Stunde, vielleicht mal das ein oder andere Liedlein zu hören bekommt.
Wenn wundert es also, dass ich, als das Internet Einzug in mein Leben hielt, sofort die Gelegenheit beim Schopfe ergriff und endlich wieder meinen Lieblingssender SWR3 den ganzen Tag rauf und runter spielen ließ.
Heute höre ich den deutschen Sender fast ausschließlich beim arbeiten in meinem Atelier und freue mich wie Bolle, wenn die ein oder andere Stau-nachricht aus und um meiner alten Heimatstadt über den Äther rauscht.
Gestern nachmittag saß ich also wieder in meinem blauen Haus und das Radio dudelte im Hintergrund, als die Moderatorin "Zaz" ansagte und mich kurz darauf ungewöhnliche französische Klänge umhüllten.
Aus einem Impuls heraus schickte ich eine Mail ins Studio, die nur wenige Minuten zu meiner immensen Freude von der Moderatorin Regina Beck vorgelesen wurde:
"Also wenn Ihr schon französische Musik spielt, dann einen kleinen Gruß aus der Normandie. Hier war das Wetter toll heute - 15°... und hell ist es bei uns auch noch. Die Sonne geht erst in einer knappen Stunde unter.
LG Pia"
Das jetzt Mails vorgelesen werden ist nicht Ungewöhnliches, denn SWR3 wird international gehört und ins Studio flattern oft Mails aus allen Herren Ländern. Im Vergleich zu Singapur, Australien und Neuseeland, ist Frankreich eigentlich fast schon lächerlich nah.
Was dann aber doch ungewöhnlich ist und mein kleines Herzelein lustig in meiner Brust herum springen ließ, war die Mail, die ich, einige Stunden später, privat von Regina erhielt und in der sie mir von ihrer Liebe zur Normandie berichtete.
Ach, ich sage es ja schon immer: das Internet ist eine großartige Erfindung!
Schwupps die Wupps kommt man mit Menschen in Berührung, auf die man unter "normalen" Umständen nie treffen würde.
In diesem Sinn: Regina! Du hast einen neuen begeisterten Fan!
Und nochmals ganz dicke liebe Grüße aus der Normandie!
Nur für Dich!
3 Kommentare:
Liebe Pia,
wie alle deine Artikel habe ich auch diesen vom ersten bis zum letzten Buchstaben aufmerksam gelesen. Du hast sooooooooo recht. Das Internet verbindet Menschen, die sich im wahren Leben niemals begegnen würden und wenn überhaupt, dann würden sie auf der Straße vielleicht zusammenprallen, ein Entschuldigung murmeln und weitergehen.
Wir beide wären uns im wahren Leben niemals begegnet und ich für meinen Teil möchte an dieser Stelle sagen, dass ich es sehr bedauern würde, wenn ich dich nicht kennengelernt hätte...
Ganz liebe Grüße und eine dicke Umarmung
Stempelperle
Liebe Pia,
Danke für die liebe Mail und die Erwähnung in Deinem Blog - freu mich sehr!!! Musste sehr lachen, als ich gelesen habe, dass Du auch Probleme mit den französischen Zahlen hast. Ich bezahle auch immer mit großen Scheinen, weil ich immer Sorge habe, dass ich zu wenig gebe. Die Bäckerin in dem kleinen Dorf, wo ich immer hinfahre schaut mich auch schon immer erwartungsvoll an, so nach dem Motto: Na, wissen Sie HEUTE wie viel es kostet? In den Supermärkten kann ich ja immer auf die Digitalanzeige an der Kasse schauen, aber in den kleinen Läden (Metzger, Bäcker) wo ich am liebsten einkaufe, da steh ich da wie Du....
Liebe Grüße Regina
Wem sagst du das. Ich hab grade Kontakt aufgenommen zu meinem Cousin in Canada, über facebook! NIIIIIEMALS hätten wir irgendwelchen Kontakt gehabt, wenn jetzt nicht facebook wäre, genial!
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