Donnerstag, 28. Februar 2013

Multitasking der Frau - Ein Satz mit X

... und/oder ein genialer Schachzug der Werbung?
Um uns Frauen zu Höchstleistungen anzutreiben und uns vorzugaukeln, wie gesellschaftlich wertvoll und überlegen, immer im Vergleich zu Männern natürlich, wir sind?
Vielleicht ist das Multitasking-Gefasel aber auch eine Erfindung der Pharma-Industrie, die sich über den immer höher werdenden Absatz der Medikamente für das allseits beliebte Burnout Syndrom erfreut?
Nur noch schnell 'nen Kaffee, dann lege ich los!
Ohne diesen Satz geht im Moment nichts mehr!
Liegt es am langen Winter? An den Anforderungen, die eine Großfamilie mit sich bringt?
Am ... oh Schreck und Graus ... älter werden?
Vielleicht ja doch eher an den permanent und nicht aufhören wollenden Krankheitsfällen in unserem hauseigenen Zoo. Auch die Herausforderung Mamalu mit den Eigenheiten der französisch normannischen Landbevölkerung vertraut zu machen, fordert seinen Tribut.
Was auch immer der Grund sein mag, nichts geht mehr ohne Massen vom schwarzen Türkentrank!
Und selbst der hat Probleme, mich in Schwung zu halten.
Könnte es sein, dass ich dem Mythos des Frauen-können-alles-gleichzeitig erlegen bin, mir aber jetzt die Rechnung von fast depressiver Schlappheit präsentiert wird?
Das Multitasking auf das ich früher so stolz war - gleichzeitig telefonieren, kochen und den Kindern bei den Hausaufgaben helfen - geht gerade den Bach herunter und ich frage mich, ob ich mich nicht deshalb so ausgebrannt fühle, weil ich permanent wie Hans Dampf in allen Gassen herumjage und mich trotzdem des Gefühls nicht erwähren kann, nichts nicht richtig und zu meiner vollsten Zufriedenheit gebacken zu bekommen.
Auf der FB Seite von Yosemite las ich gestern folgenden Eintrag:
"Bin auf dem Weg zu meinem Hobbyraum über einen Berg Bügelwäsche gestolpert. Jetzt ist der Nachmittag futsch"
Das kommt mir so bekannt vor und ich frage mich an dieser Stelle:
Wäre das einem Mann passiert?
Nie und nimmer!
Männer sind einfacher und zielorientierter gestrickt.
Ein Mann, mein Mann, wäre schnurstracks, blind am Wäscheberg vorbei geschlendert und hätte unbeirrt, ohne auch nur den Ansatz eines schlechten Gewissens zu verspüren, sein Ziel verfolgt.
Ich merke zunehmend, wie mir das berühmt berüchtigte alles simultan-und-parallel-machen-können-und-wollen das Genick bricht.
Vor lauter lauter übersehe ich die Hälfte oder fange Sachen an und bringe sie nicht zu Ende. Bin ich an der einen Sache, habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich die andere Sache nicht vorher noch schnell erledigt habe. Ganz chaotisch wird es, wenn sich ... hach was liebe ich die Wechseljahre ... auch noch gewisse Gedächtnisschwächen einschleichen.
Himmel Herrschaft wo isser denn jetzt schon wieder hin, der Auto Schlüssel.
Meine Brillen habe ich wohl versehentlich in den Mülleimer geworfen, denn außer der kaputten, mit dem fehlenden Bügel, ist keine einzige auffindbar. Und damit soll ich effektiv und konzentriert arbeiten können?
Während ich des morgens aufstehe, als allererstes die Viecher versorge, die vom Babyhund in tausend Einzelteile zerfetzten Pizzakartonschnipsel auflese, die Geschirrspülmaschine ausräume, nebenbei noch meine Emails checke, mir einen Kaffee nach dem anderen einwerfe, um funktionstüchtig zu bleiben, erhebt sich der Schottengatte - wenn er denn mal zuhause ist - gemächlich und trinkt erst einmal in aller Ruhe seinen Kaffee auf der Treppe zur Küchentür. Und während er die so selten gewordenen Sonnenstrahlen dieses Winters auf seinem Gesicht geniest, überlegt er sich, welche eine (!) Sache er heute wie und wo angeht.
Dann stellt er die Kaffeetasse auf (!) die Geschirrspülmaschine und verfolgt sein Ziel, ohne sich von liegengebliebener Bügelwäsche, schmutzigen Waschbecken oder unbedingt zu bezahlenden Rechnungen aus dem Konzept bringen zu lassen. Er geht seines Weges, wuselt fröhlich pfeifend vor sich hin, bis seine eine (!) Sache fertig und zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt ist. Dann klopft er sich auf die Schulter und lobt sich selbst in den höchsten Tönen.
Da kommt Neid auf.
Es ist allerhöchste Zeit, die Art und Weise wie ich meinen Haushalt, meine Familie, meinen Zoo, meinen Garten und meinen Beruf unter einen Hut bekomme, zu überdenken.
Ich habe beschlossen mehr wie (m)ein Mann zu werden und mir ein Beispiel an seiner Unfähigkeit zum Multitasking zu nehmen.
Vielleicht sollte ich doch wieder mit dem verhassten Listen-schreiben anfangen.
Wenn ich es nur nicht so schrecklich fände.
Denn, kaum habe ich oben die ersten Punkte abgehakt, bekommt die Liste nach unten, wie eine nie enden wollende Geschichte, immer neue "Kapitel" dazu und das Gefühl "Es ist alles erledigt!" will und will sich nicht einstellen. Allerdings zwingt mich eine Liste dazu, eine Sache nach der anderen anzugehen und sich einzugestehen, dass frau eben doch nicht immer alles gleichzeitig machen kann.
Doof nur, dass Multitasking süchtig macht.
Einfach nur noch Fernsehen gucken, ohne nicht wenigstens gleichzeitig auf dem Tablett im Internet zu surfen, ist irgendwie langweilig. Oder mit der BF zu telefonieren und dabei die Zeit nicht zu nutzen, in der Küche ein bisschen Klar Schiff zu machen, ist doch auch vergeudete Zeit, oder?
Gestern allerdings ertappte ich mich dabei, wie ich, trotz meines Vorsatz einen Gang herunterzuschalten die Waschmaschine belud und das Klo sauber machte ... während ich meine Zähne putzte.
Spätestens an dieser Stelle muss ich mir eingestehen, dass Mulitasking irgendwo seine Grenze hat.

5 Kommentare:

Maike hat gesagt…

Also wenn schon Liste, dann listig oder wie dachtest du, sind die beiden Wörter zustande gekommen?
Eine Liste schreibt man, damit man auf dem Zeiger hat, was noch zu erledigen ist. Keinesfalls darf die Liste Stress machen, dann taugt der Benutzer der Liste nämlich nichts. Wenn der Listenbenutzer listig ist, arbeitet er diese niemals Punkt für Punkt ab! Das macht nämlich keinen Spaß! Man sucht sich die Punkte raus, die gerade in diesem Moment gut reinpassen, deswegen schreibe ich (tschuldigung) jeden Scheiß auf meine Liste. Der Müll ist schnell nach draußen gebracht und von dem weiß ich aus jahrelanger Erfahrung, dass nur und ausgenommen ICH weiß, wo der Mülleimer im Hof steht. An allen anderen ist das spurlos vorüber gegangen. Und „haaaaa!!!!“ (Pia würde sich einen Trommelwirbel schenken), streiche ich ein Stichwort und freue mich wie Bolle.
Weiter geht es auf der Liste. Klar steht da Bügelwäsche. Bügelwäsche ist ein Wort, dass Todo-Listen geradezu permanent belagert. Hat jemand eine Zeit dazu geschrieben? (Wenn ja, wenden Sie sich bitte an den Listenschreiber! Der spinnt ja wohl!)
Allerdings - und das haben diese Listen an sich - stehen da viele, viele andere Dinge, die ratz-fatz erledigt sind. Ich habe mir zur Regel gemacht, fünf „Pünktelchen“ sind ein Muss, der Rest ist Kann, morgen ist auch noch ein Tag. Sollte ein arbeitsaufwändiger Posten dabei sein („Abrechnungen sortieren“), bewerte ich den natürlich auch mit fünf „Pünktelchen“ und schon habe ich meine Pflicht und Schuldigkeit getan. Also ich finde, mit Küche putzen und gleichzeitig BF anrufen, bist du auf einem guten Weg.
Um auf deine männliche Denke zurückzukommen, die ist super! Man(n) nimmt sich etwas vor, erledigt es, klopft sich auf die Schulter und „plopp“ geht die Bierpulle auf. Man(n) lobt sich wenigstens, wenn er etwas zu seiner Zufriedenheit erledigt hat, der rast nicht direkt weiter!
Und so lobe ich mich jetzt auch. Fünf Punkte abgearbeitet? Klasse. Schon landet die Bügelwäsche unbeachtet und ungebügelt im Schrank (Schränke sind da nicht nachtragend), die Liste kann ich reinen Gewissens für heute ignorieren, weil ich ja schon fertig bin. Ich nehme meine Arbeit schließlich wichtig. Und Arbeit hat man immer genug, es fragt sich nur, wie man darüber denkt …
Blog-Schreiben (andere verdienen da Kohle mit), ist Arbeit! Mit den Hunden spazieren gehen (was glaubst du, woher die ganzen Hundeausführerfilme herkommen) ist Arbeit! Scrap ist nicht nur Vergnügung einer angelblich gelangweilten Hausfrau! (Von aufkommender Langeweile ist in deinem Blog keine Spur!) Das ist ARBEIT!
So, meine Süße, jetzt kannste da mal drüber brüten. Stress hat man nur dann, wenn man sich welchen macht … So geht meine Devise.
Oh ja, ich putze gründlich, mag sein. Aber gerade weil ich immer gründlich putze, wird meine Wohnung kaum versiffen, wenn ich einmal (weil da zu viele Punkte auf meiner Liste stehen) mit dem Swiffer — boah, was für eine Erfindung!!! — durch die Bude donnere.
Und was stand vorher auf meiner Liste? Bad putzen, Schlafzimmer putzen, Küche putzen, Wohnzimmer saugen, Arbeitszimmer putzen? Swiff und tschüss, Verdammt noch mal.
Und natürlich streiche ich all diese Punkte von der Liste, Noten gibt’s eh keine, von Kohle wollen wir gar nicht erst reden. Hier herrscht Ordnung, mir geht es gut, die Schranktür ist zu (Bügelwäsche), das Zettelchaos ist ordentlich gestapelt und wir ÜBER die Todo-Liste gelegt. Und schon bleibt der Rest des Tages, an dem man sich was Gutes tut. Kurzum „plopp“…
Du wirst sehen, Übung macht den Meister…
















Iris hat gesagt…

Liebe Pia, unser Problem ist doch, dass wir uns das Multitasking selbst auf den Hals hetzen. Gnaz ehrlich: Was hast Du denn erwartet, als Du mit einem schottichen Mann in die Normandie gezogen bit, Dir Kinder und einen Zoo angeschafft und dann auch noch Deine Maman in direkte Nähe hast ziehen lassen? Dass dieses Szenario wenig mit einer Wellnesskur zu tun hat, war doch schon vorher klar, oder ? *lol*
So ähnlich geht es mir mit meinen diversen "kleinen Verbindlichkeiten" ja auch. Niemand hat mich gezwungen, in das selbe Haus mit meiner mehr launischen als launigen Schwiegermutter zu ziehen und mir ein Fellknäuel nach dem anderen anzuschaffen (teilweise auch gleichzeitig) und mir dann auch noch einzeitintensives Hobby - Verzeihung - Lebenseinstellung zuzulegen ? Wir kochen uns unsere Lebens-Suppe selber und wundern uns, dass sie manchmal sehr intensiv schmeckt. Manch einer schaufelt sogar sein eigenes Grab. *zwinker* Aber wir doch nicht! Wir haben doch noch alles im Griff. Das müssen wir uns einreden, sonst gehen wir unter.
Sei froh, dass Koffein bei Dir noch wirkt - von Kaffee wird mir übel und ich kann nach dem Genuss von massenweise Cola immer noch schlafen wie ein Baby. Mich hält nichts wach außer dem Wissen, dass alles, was ICH nicht tue, ungetan bleibt auf alle Zeit, während der introvertierte Gatte und der extrovertierte Sohn sich nur milde über das Chaos wundern.
Meine Oma hatte eine Kachel in der Küche hängen, auf der der fromme Spruch stand "Immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her." Ich habe inzwischen gelernt, dass es eigentlich heißt: "Immer wenn Du denkst, es geht grad wieder, kommt einer und streckt Dich nieder."
Wichtig ist nur, dass wir immer wieder aufstehen. Und das werden wir, weil wir nicht aus unserer Haut herauskönnen - ebensowenig, wie wir unsere Multitasking-Fähigkeit ausknipsen können. ;-)
In diesem Sinne wünsche ich Dir ein schönes Wochenende ohne Bügelberge und mit ausreichend Kaffe ...
Liebe Grüße, Iris

Caroline hat gesagt…

Oh nein, wie köstlich... Genau so ist es bei mir/uns! Natürlich steht auch noch die Hafertasse AUF der Spülmaschine! Ich habe es Ihm zum Lesen gegeben, mit dem Kommentar, dass genau das mein Leben sei. Er darauf schmunzelnd: "Ich werde nun mal lieber keine lösungsorientierten Vorschläge machen..." Soll er auch mal lieber lassen!

Diana hat gesagt…

Liebe Pia,

orientiere dich doch mal ein wenig weiter nach Süden. In der wunderschönen Provence schlief ich zwei Wochen unter einer Holztafel mit der Aufschrift à chaque jour suffit sa peine und daran halte ich mich auch ;-). Eines meiner Lieblingswörter ist daher demain

Stine hat gesagt…

Wun-der-bar!!! Ja, da erkennt man sich selbst in weiten Strecken. Das Geschirr immer AUF den Geschirrspüler scheint ein wirkliches Männerding zu sein. Auch die Pizzakartonschnipsel kommen mir sehr bekannt vor. Bei uns nimmt der Gatte gern ein ausrangiertes T-shirt und rangelt damit mit den Hunden rum. Am nächsten Morgen hole ich dann erstmal den Besen, usw....
Liebe Grüße von
Stine

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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