Dienstag, 26. Juli 2011

Kampf der Giganten: Hoover gegen Dyson

Oder auch: Eine Universumsgeschichte, die mich 99 Euro kostete!

Was für den Deutschen  Miele ist, ist für den Engländer Hoover.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich am Anfang meiner Ehe mit dem Schottengatte 'mit leichtem Druck' davon überzeugt wurde, dass, wenn es um Staubsauger geht, nur ein echter Hoover in unserem ersten, gemeinsamen Liebesnest eine ernstzunehmende Daseinsberechtigung hätte.
Ich muss gestehen, dass ich mit dem zentnerschweren, unhandlichen, für Treppen völlig ungeeigneten und nicht unter tiefe Möbel passenden Teil nicht unglücklich war. Hunde und Katzenhaare haben nämlich nicht die geringste Überlebenschance gegen dieses Monstrum. Und so "hooverte" ich jahrelang unsere kleine Wohnung. Bis, ja bis wir nach Frankreich auswanderten und die Jagd nach den passenden Staubsaugerbeutel zu einer echten Herausforderung wurde.

Was ich nicht ahnte, als unser silber glänzender und heiß geliebter Hoover in den Untiefen des Umzugswagen nach Paris verschwand: Franzosen sind, was "Auslandsprodukte" betrifft, unglaublich wählerisch und knauserig.
An jeder deutschen und englischen Käsetheke findet frau französischen Käse im Überfluss. Dazu einen netten Bordeau oder Merlot oder vielleicht doch gleich eine Flasche echten französischen Champagner gefällig?
Kein Problem! Den gibt es sogar im Lidl schräg gegenüber von meiner Mutter.
Aber: Deutscher Käse oder englisches Bacon in Frankreichs Supermärkten?
Vergiss es Baby!

Deutscher Wein, deutsche Pflegeprodukte?
Nada!
"Weil wir es uns wert sind" flötet Claudia Schiffer begeistert von L'Oreal Haarwaschmittel, die die deutsche Marktwirtschaft mit ihrer cleveren Marketingstrategie regelrecht überflutet haben. Und auch Diadermin, die von einer mit Adobe Photossop straff-gezogenen und mit Scheinwerfern überbelichteten Veronika Ferres bis zum Erbrechen angepriesen wird, hat es geschafft, sich als vermeintlich französische Edelkosmetika in deutschen Köpfen zu etablieren.
Penaten, Milchschnitte, Müllers Yoghurt mit der Ecke, Backmischungen und Co allerdings, müssen in Frankreich gnadenlos draußen bleiben und haben nicht den Schimmer einer Chance ihren Weg in französische Supermarktregale zu finden .
Ach und wo ich schon dabei bin: Der berühmte "Geramont Geramont! C'est si bon, c'est si bon" gibt es in Frankreich übrigens nicht! Und  von den dussligen Bistrobaguettes von Oetker haben die Franzosen in ihrem Leben noch nix gehört.
Wenn wundert es also, wenn mir die Suche nach "ausländischen" Staubsaugertüten irgendwann zu mühsam wurde und nachdem ich bei einem Experiment einen "einheimischen" Staubsaugerbeutel zurecht zu schneiden mit einer knallartigen Staubexplosion ( das Tesa hielt dem Luftdruck nicht stand ) präsentiert wurde, gab ich es auf und entschied mich für den damals ganz frisch auf den Markt gekommenen Dyson. Sündhaft teuer aber ohne Staubsaugerbeutel.
Ich war begeistert.
Ab und an trauerte ich meinem Hoover noch hinterher, aber frau kann ja schliesslich nicht immer alles haben.
Als wir von unser Chaumière in das große, zweistöckige alte Herrenhaus umzogen, musste der Dyson erst einmal so richtig zeigen was er drauf hatte. Er kam eingentlich jeden Tag zum Einsatz und ich sparte viel Geld an Staubsaugerbeutel, weil ich, dank der genialen Technologie, den so aufgesammelten Dreck einfach stoisch in meinem Garten entsorgen konnte.
Wie heißt es so schön: Staub und Dreck ist nur Materie am falschen Ort. Vom Garten ins Haus und vom Haus wieder in den Garten. Das hat fast was poetisches.
Das einzige was mich schon seit vielen Jahren nervt, ist das zwischen-den-Etagen-Herumgeschleppe dieses Teils. Bin ich oben ist der Dyson unten und bin ich unten dann ist er oben.
Hätte Sir James (der britische Erfinder) nicht gleich auch ein paar Beine an das Teil dran erfinden können?
Ich fing an von einem zweiten Staubsauger zu träumen.
"Dream on" sagte meine Haushaltskasse, denn bei aller Liebe zu meinem Dyson,  
549 Euro mal eben so, für einen Staubsauger auszugeben widerspricht meinem an-geheirateten, mittlerweile auch ein bisschen schottischen Naturell.
Tja und dann war ich in Deutschland.
Und genau an dieser Stelle wird meine Erzählung zu einer Universumsgeschichte.
Wie immer wenn ich "zuhause" bin, gehe ich kurz vor der Heimfahrt noch ein bisschen deutsche Lebensmittel im REAL einkaufen. Ich hatte schon alles im Einkaufswagen und gondelte langsam Richtung Kasse, als mich ein plötzlicher Impuls in die Elektroabteilung trieb. Ach,schnell nochmal schauen, was die Kaffevollautomaten kosten...

Und da stand er!
Knallrot mit schwarzer Schrift! Und auf dem vorderen Plastikabsatz sogar zwei aufgedruckte Tierpfoten.
Ein Hoover!
Im Sonderangebot!
Für 99 Euro!
Und als ich mich ihm vorsichtig näherte, konnte ich meinen Augen nicht trauen: mit der gleichen Technologie wie der vom Dyson: Ohne Staubsaugerbeutel!
So schnell war noch nie ein Staubsauger im Einkaufswagen verschwunden.
Nur zwei Tage und 750km Richtung Normandie, brummte der knallrote Hoover mit Karacho über den Teppichboden in meinem Schlafzimmer und zum ersten Mal seit ich denken kann, musste ich mich nicht mühsam auf die Knie begeben, um mit dem Leder die Hunde und Katzenhaare aufzusammeln.
Trotz der Turbodüse hat das mein Basismodel von Dyson nie geschafft. Was auch nicht wirklich verwunderlich ist, denn die Turbodüse vom Dyson wird über den Luftzug betrieben, während die vom Hoover über den Motor mit einem Keilriemen angetrieben wird. Und der holt alles aus dem Teppich raus was nicht niet und nagelfest ist. Auch die Milben.
Wer also Viecher hat so wie wir und noch so "altmodisch" ist, sein Schlafgemach mit einem kuschlig warmen Teppichboden ausgelegt zu haben, eile flugs zum Real und versuche sein Glück für 99 Euro!

3 Kommentare:

BF hat gesagt…

Ich würde ja im Leben nicht auf die Idee kommen, einen Artikel über Staubsauber zu schreiben!
Nichts desto trotz habe ich ihn jetzt schon zum zweiten Mal gelesen. Immer noch staunend ob des Themas, aber bitte.
Gehe jetzt gleich in mein Schlafzimmer und leiste Abbitte. Erstens: Ich hätte auch gerne einen, der keine Beutel mehr braucht. Zweitens: Ich wüsste nicht, wo ich das Teil hinstellen sollte, so sehr sind wir bis in die letzte ecke möbliert...
Aber was solls, nehme ich weiter den Miele und lese die Staubsaugergeschichte ein drittes Mal.
Seltsames Thema, aber schön geschrieben.
Gruß

Bille hat gesagt…

Prima, eine Überraschung (der Preis), was zum Spielen (der Hoover) und was zum Naschen (ohne Beutel). Du kannst es auch anders zuordnen. ;-) Glückwunsch!
Hier gibt es keinen real. :-(

Stempelperle hat gesagt…

Huhu Pia,

ich gratuliere dir zum neuen Hoover. Das sind die schönsten Einkäufe, gell? Kurzentschlossen und ungeplant. Ich sehe dich förmlich mit deinem neuen roten Blitz fröhlich durchs Haus sausen und die letzten Tierhaare killen. ;-))

Liebe Grüße
Stempelperle

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Kommentare salzen meine Bloggersuppe ...

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